Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW

RKI: Status Quo MPX-Viren (Affenpocken)

Bild: Epidemiologisches Bulletin des Robert Koch-Institutes22. Juli 2022 - Das Robert Koch-Institut hat im jüngsten Epidemiologischen Bulletin vom 21. Juli 2022 eine aktuelle Situationsbeschreibung zum Infektionsgeschehen rund um MPX-Viren (Affenpocken) veröffentlicht.


Epidemiologie: Die bundesweit höchste Inzidenz hat Berlin

Weltweit sind derzeit (Datenstand: 14. Juli 2022) 11.000 Fälle in 69 Ländern registriert worden, davon 80% in Europa. Davon entfallen die meisten Fälle auf Spanien (2.447), gefolgt von Deutschland (1.790). 57% der Fälle in Deutschland wurden aus Berlin übermittelt, das mit einer Fallzahl von 28/100.000 Einwohner*innen die höchste Inzidenz unter den Bundesländern aufweist, gefolgt von Hamburg (4,5) und NRW (1,7). Zwei Drittel der Fälle in NRW entfielen auf Düsseldorf und Köln.

Die Inkubationszeit liegt bei fünf bis 21 Tagen, in Einzelfällen bei zwei bis vier. Aufgrund der teilweise langen Inkubationszeit und möglicher Verzögerungen im Meldeweg bilden die Zahlen nicht immer zwingend das aktuelle Infektionsgeschehen ab. Ein exponentieller Anstieg der Fallzahlen zeichnet sich bisher jedoch nicht ab.

Nur drei Fälle waren bisher in Deutschland weiblich beziehungsweise ohne Geschlechtsangabe. Bei der überwiegenden Zahl der Infektionen handelt es sich um Männer, die Sex mit Männern haben, mit wahrscheinlicher Übertragung im sexuellen Kontext. Die Altersspanne betrug 18 – 78 Jahre und das mediane Alter 38 Jahre. Der meistgenannte Infektionsort ist Berlin, vielfach auch von in anderen Bundesländern gemeldeten Fällen. Häufig berichtet wurde der Besuch von Treffpunkten für schwule Männer wie Clubs und Partys oder Orte für sexuelle Gelegenheitskontakte wie Darkrooms und Saunen.


Symptome und Übertragungswege: Die aktuell primär auftretende Symptomatik spricht für eine vor allem sexuelle Übertragung

Nach der Inkubationszeit treten typischerweise unspezifische Krankheitssymptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und anschließend die charakteristischen Hautveränderungen auf. Vor allem der direkte Kontakt mit Hautläsionen, möglicherweise auch Tröpfcheninfektionen im Nahbereich oder der Kontakt zu kontaminierten Gegenständen kann zur Übertragung führen. Infektionen können vermutlich ab Auftreten erster Symptome stattfinden. Eine Behandlung im Krankenhaus war bislang bei nur 7% der Fälle notwendig und es sind bisher in Deutschland keine Todesfälle in Zusammenhang mit Affenpocken aufgetreten. 

Bei vielen Fällen tritt die Symptomatik anfänglich oder ausschließlich im anal-genitalen Bereich auf, was für eine Übertragung während sexueller Kontakte hindeutet. Auch die Alters- und Geschlechtsverteilung deutet darauf hin, dass das aktuelle Infektionsgeschehen sich vor allem über enge Körperkontakte im sexuellen Kontext abspielt.


Information und Kommunikation: Zielgruppengerechte und diskriminierungssensible Ansprache ist elementar

Diskriminierung der Gruppen, in denen sich Affenpocken-Infektionen derzeit konzentrieren, sind dringend zu vermeiden. Das RKI arbeitet eng mit dem Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) und Community-Organisationen wie der Deutschen Aidshilfe zusammen, um eine zielgruppengerechte Kommunikation zu gewährleisten. Die zentrale Informationsseite rki.de enthält alle wesentlich und regelmäßig aktualisierten Informationen.


Vorsichtsmaßnahmen für Erkrankte und Kontaktpersonen: RKI hat Empfehlungen für Isolierung und Quarantäne erarbeitet

Bei labordiagnostisch bestätigter MPX-Virus-Infektion ordnet das zuständige Gesundheitsamt derzeit eine häusliche Isolierung der erkrankten Personen bis zum Abklingen aller Symptome, mindestens aber für 21 Tage ab Symptombeginn an. Das RKI hat hierzu ein Informationsblatt Häusliche Isolierung bei bestätigter Affenpocken-Infektion veröffentlicht. Für enge Kontaktpersonen empfiehlt das RKI eine Quarantäne von 21 Tagen. Auch für diese Fälle hat das RKI Empfehlungen erarbeitet.


Impfung: Nach neuester Empfehlungslage reicht zunächst eine Impfung

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Anwendung des Pockenimpfstoffs Imvanex/Jynneos für Kontaktpersonen als Post-Expositions-Prophylaxe (PEP) sowie für Männer, die Sex mit Männern haben, mit häufig wechselnden Sexpartnern, und Laborpersonal, das mit infektiösem Probenmaterial arbeitet. Bei knapper Verfügbarkeit des Impfstoffs sollte laut STIKO innerhalb dieser Gruppen Personen mit einer erhöhten Gefahr für einen schweren Verlauf priorisiert geimpft werden.

Da nach Studien bereits die erste Impfdosis einen Basisschutz bietet und die zweite Impfdosis vor allem für einen langfristigen Schutz wirkt, hat die STIKO in einer Pressemitteilung vom 21. Juli 2022 bei Impfstoff-Knappheit zusätzlich empfohlen, allen verfügbaren Impfstoff für die erste Dosis zu verwenden. Die zweite Impfdosis soll dann nachgeholt werden, wenn ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht.


Ausblick: Das weitere Infektionsgeschehen ist schwer einzuschätzen

Die Entwicklung des weiteren Infektionsgeschehens ist laut RKI derzeit schwer einschätzbar. Eine nachhaltige Eindämmung ist am ehesten zu erwarten durch eine hohe Impfquote unter Männern, die Sex mit vielen anderen Männern haben. Das RKI geht in dieser Gruppe von einer hohen Impfbereitschaft aus, der limitierende Faktor ist daher eher die Verfügbarkeit des Impfstoffs. Unabhängig davon ist zu erwarten, dass sich das Infektionsgeschehen in den kommenden Jahren mit geringeren Fallzahlen fortsetzt.


Weitere Informationen finden Sie im Spotlight MPX-Viren sowie im Spotlight MPX-Impfung.

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