Bericht zur HIV/Aids-Prävention 2018
Der Bericht zur HIV/Aids-Prävention in Nordrhein-Westfalen 2018 (PDF) fasst alle Aktivitäten der beteiligten Akteur*innen im Öffentlichen Gesundheitsdienst und der Freien Trägerschaft des Jahres 2018 zusammen. Rund 135.000 Beratungen und über 520.000 Präventionskontakte haben alle an der Datenerhebung beteiligten Akteur*innen aus der Freien Trägerschaft und dem Öffentlichen Gesundheitsdienst gemeinsam sichergestellt. Hinzu kamen noch über 12.000 Fachberatungskontakte und 14.000 Kontakte im Rahmen der Unterstützung der Selbsthilfe. Der Bericht liefert zudem einen Überblick über die Basisdaten und die Entwicklung der Monitoring-Ziele der Jahre 2014 bis 2018. Den gesamten Bericht finden Sie hier (PDF).
In diesem Jahr liefert der Bericht einen intensiven Einblick in die HIV/STI-Beratung und -Prävention für für Schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben, in Nordrhein-Westfalen.
HIV/STI-Prävention für Schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben, in Nordrhein-Westfalen: Niedrigschwellig und vielfältig
Schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), stellen nach wie vor eine wesentliche Zielgruppe der HIV-Prävention dar. Circa 65 Prozent der 510 vom Robert Koch-Institut für das Jahr 2018 für Nordrhein-Westfalen geschätzten HIV-Neuinfektionen entfielen auf den Übertragungsweg "Sex zwischen Männern". Welche Angebote der Einrichtungen 2018 von MSM wahrgenommen wurden, stellen wir hier vor:
Die im Rahmen der landesweiten Datenerhebung 2018 dokumentierten über 44.000 Beratungskontakte mit MSM (33 Prozent aller Beratungskontakte) machen den weiterhin bestehenden Beratungsbedarf deutlich. Als Beratungsinhalte wurden unter anderem die Themen Prävention, Tests auf HIV und weitere sexuell übertragbare Infektionen (STI), PrEP, sexuelle Gesundheit sowie die psychosoziale Beratung und Begleitung von Menschen mit und ohne HIV dokumentiert.
Das Beratungsangebot für MSM wird so niedrigschwellig wie möglich gestaltet: Knapp ein Fünftel der Beratungskontakte (19 Prozent) mit MSM erfolgten als zugehendes Angebot außerhalb der eigenen Einrichtung. Dies stellt eine deutliche Verbesserung zum Vorjahr dar, in dem 13 Prozent der Beratungskontakte außerhalb der eigenen Einrichtung stattfanden.
Die Beratungen wurden persönlich, telefonisch, als Onlineberatung oder als Online-Chat (Gay Health Chat der Deutschen Aidshilfe) durchgeführt. Bei Beratungsangeboten, die zu mehr als 75 Prozent von MSM wahrgenommen wurden, betrug der Anteil der persönlich oder telefonisch durchgeführten Beratungen 92 Prozent (vgl. online durchgeführten Beratungen 8 Prozent).
MSM mit und ohne HIV nehmen das Beratungsangebot etwa zu gleichen Teilen wahr. Bei Beratungsangeboten, die zu mehr als 75 Prozent von MSM wahrgenommen wurden, erfolgten die Beratungskontakte zu 52 Prozent mit HIV-positiven Menschen, 48 Prozent mit Menschen, die negativ oder ungetestet waren oder deren HIV-Status unbekannt war.
Bei Beratungsangeboten, die zu mehr als 75 Prozent von MSM wahrgenommen wurden, entfielen 53 Prozent der Beratungskontakte auf die Altersklasse der 25- bis 49-Jährigen. Darin enthalten sind die Altersklassen 25 bis 29 und 30 bis 39, die bei Männern die höchsten HIV-Inzidenzen aufweisen. MSM mit 50 Jahren und älter sind mit 31 Prozent der Beratungskontakte ebenfalls eine große Gruppe. Dies ist insofern von Bedeutung, da mit zunehmendem Alter die Gefahr der HIV-Spätdiagnosen steigt. MSM mit 24 Jahren und jünger sind mit 16 Prozent der Beratungskontakte vertreten.
Die 2018 dokumentierten über 175.000 personalkommunikativen Kontakte mit MSM mittels Veranstaltungen (34 Prozent aller veranstaltungsgebundenen Kontakte) zeigen das unveränderte Interesse an qualitativ hochwertigen Informationen zu HIV, STI und angrenzenden Themen. Die Einrichtungen gewährleisten den Zugang zur Zielgruppe durch eine große Vielfalt an Aktionen, Projekten und Maßnahmen: Präventionsaktionen in Szenetreffs, Informationsabende zu HIV, STI und weiteren Themen, Impfaktionen, Informationsstände auf Partys, Gruppenangebote, Lesungen und Stammtische sind dabei nur einige Formate. Daneben bieten selbstverständlich die verschiedenen Christopher Street Days in Nordrhein-Westfalen viele Möglichkeiten für die Prävention.
Die Veranstaltungsangebote, die MSM erreichen, finden zu einem sehr großen Teil außerhalb der eigenen Einrichtung statt. 94 Prozent der veranstaltungsgebundenen Kontakte mit der Zielgruppe wurden außerhalb der eigenen Einrichtung realisiert.
MSM werden mit Online-Medien besonders gut erreicht. Von den über 1,9 Mio. dokumentierten Online-Kontakten entfallen über die Hälfte (56 Prozent) auf MSM. Mittels sozialer Medien, Newsletter und virtueller Lernwerkstätten konnten 2018 über 1 Mio. Kontakte realisiert werden.
Die Wahrnehmung von Projekten und Veranstaltungen durch verschiedene Altersklassen unterscheidet sich von der Beratung: Bei Projekten und Veranstaltungen, die zu mehr als 75 Prozent von MSM wahrgenommen wurden, waren die 18- bis 24-Jährigen mit einem Anteil von 22 Prozent an allen personalkommunikativen Kontakten vertreten. Auf die Altersgruppe 25 bis 49 entfielen 50 Prozent. Auf die Gruppe der über 50-Jährigen entfielen 26 Prozent.