Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW

HIV-Jahresbericht des RKI 2019 - 2020

Bild: HIV-Neudiagnosen nach Jahr der Diagnose und Transmissionsrisiko (2001 - 2020), Robert Koch-Institut (Epidemiologisches Bulletin Nr. 31/2021)6. August 2021 - Dem Robert Koch-Institut (RKI) wurden im vergangenen Jahr 2.454 HIV-Neudiagnosen gemeldet. Dies entspricht einem Rückgang von 21 Prozent gegenüber 2019 (3.111 HIV-Neudiagnosen). Im Vergleich von 2018 (2.872 HIV-Neudiagnosen) bis 2019 waren die Zahlen dagegen um acht Prozent gestiegen. Diese Daten hat das RKI mit dem HIV-Jahresbericht 2019 – 2020 im jüngsten Epidemiologischen Bulletin vom 5. August 2021 veröffentlicht.

 

Entwicklung der HIV-Neudiagnosen nach Übertragungswegen 2019 und 2020

Sowohl bei mann-männlichen Sexualkontakten (MSM) als auch bei heterosexuellen Übertragungen (HET) sind die Meldedaten von 2019 bis 2020 jeweils um 31 Prozent zurückgegangen. Intravenös drogengebrauchenden Menschen (IVD) sind die einzige Gruppe, bei der von 2019 auf 2020 kein Rückgang der Fallmeldungen zu verzeichnen war (plus 4 Prozent).  Dies hängt insbesondere mit einer deutlichen Zunahme der HIV-Neudiagnosen bei weiblichen Drogengebraucherinnen zusammen.

Insgesamt liegen nur für 70 Prozent der Meldungen ausreichende Angaben zum Übertragungsweg vor. Die Datenqualität hat sich damit in Vergleich zu 2019 (77 Prozent bekannte Übertragungswege) verschlechtert. Von den Fällen mit bekanntem Übertragungsweg zeigt sich folgende Verteilung in 2020: MSM 58,7 Prozent, IVD 9,8 Prozent, HET 30,9 Prozent.

 

Anteil der Übertragungswege in NRW

 Die meisten HIV-Neudiagnosen unter den Bundesländern in 2020 entfielen mit 586 Meldungen auf Nordrhein-Westfalen. Auf die verschiedenen Übertragungswege entfallen (von allen Meldungen mit bekanntem Übertragungsweg) folgende Anteile: MSM 64 Prozent, IVD 8,3 Prozent, HET 27,4 Prozent. Innerhalb von NRW wurden die meisten Neudiagnosen aus Köln gemeldet (109), gefolgt von Düsseldorf (41) und Dortmund sowie Essen (jeweils 28).

 

Die Entwicklungen in den verschiedenen Zielgruppen waren bis 2019 durch verschiedene Faktoren bedingt

 Generell ist das Infektionsgeschehen in Deutschland nach wie vor durch die Entwicklung im MSM-Bereich geprägt. Seit einem Peak im Jahr 2014 (ca. 2.000 HIV-Neudiagnosen) sind die Fallzahlen von MSM kontinuierlich gesunken auf zuletzt ca. 1.000 Neudiagnosen. Noch nicht abschätzbar ist, inwieweit die HIV-Präexpositions-Prophylaxe (PrEP) darauf bereits einen Einfluss hatte. Als wahrscheinliche Gründe für den Rückgang bis 2019 sieht das RKI die frühere Diagnose und den schnelleren Behandlungsbeginn.

Verantwortlich für den kontinuierlichen Anstieg bei IVD, wenn auch auf niedrigem Niveau, sind laut RKI vor allem lokale Cluster: 2016 in München, 2017 und 2018 in Berlin und Köln, 2019 und 2020 möglicherweise in Bremen und Nordhessen. Gründe für diese Cluster, in denen sich die Infektion innerhalb von Injektions- und zum Teil sexuellen Netzwerken ausbreitet, konnten bislang nicht ausgemacht werden.

 

Covid-19-bedingter Rückgang der Meldedaten in 2020

 Im Jahr 2020 war die Entwicklung der HIV-Neudiagnosen wahrscheinlich wesentlich durch die Covid-19-Pandemie geprägt. Als Faktoren, die zu einem Rückgang der Meldedaten beigetragen haben können, sieht das RKI einen Rückgang der Zahl der Sexualpartner*innen vor allem im ersten Lockdown im April/Mai 2020, einen Rückgang von Testangeboten und Testnachfrage und einen Rückgang der grenzüberschreitenden sowie auch bundesweiten Mobilität.

Zu befürchten ist laut RKI, dass der Rückgang von Testangeboten und Testnachfrage zu einer steigenden Zahl an noch nicht diagnostizierten HIV-Infektionen geführt haben kann. Dies könne bei wieder zunehmenden sexuellen Aktivitäten zu einem stärkeren Anstieg der HIV-Neuinfektionen führen.

 

 

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