Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW

Hepatitis C: Inzidenz steigt in NRW

25. August 2017 - Die bundesweite Inzidenz der HCV-Erstdiagnosen lag 2016 laut Robert Koch-Institut bei 5,3/100.000 Einwohner*innen. Im Vergleich dazu lag Nordrhein-Westfalen mit 4,5 HCV-Erstdiagnosen/100.000 Einwohner*innen zwar unter dem Bundesdurchschnitt. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern stieg die Inzidenz im Vergleich zum Median der fünf Vorjahre in Nordrhein-Westfalen an.

Aus den belastbaren Angaben zum Übertragungsweg auf Bundesebene ergibt sich folgende Verteilung: i.v. Drogengebrauch, auch in Haft (79,7%) | Erhalt von Blutprodukten (8,6%) | Männer, die Sex mit Männern haben, auch mit unbekanntem Partnerstatus (6,0%) | Heterosexueller Kontakt mit HCV-infizierten Partner*innen (3,8%) | Dialyse (1%) | Perinatal (1%). Mehr entnehmen Sie dem Epidemiologischen Bulletin Nr. 30 des Robert Koch-Institutes vom 27. Juli 2017.

Die Inzidenzen in Nordrhein-Westfalens Kreisen und kreisfreien Städten sind sehr unterschliedlich. Sie reichen von 21,32 bis 0. Mehr entnehmen Sie der SurvStat@RKI 2.0-Abfrage hier (PDF).

In der Zusammenfassung des Epidemiologischen Bulletins stellt das Robert Koch-Institut unter anderem fest:

  • In Deutschland sollte der Prävention von Hepatitis C unter Drogenkonsumierenden sowie der Fallfindung, Diagnostik und Therapie von i.v. Drogengebruachenden und Opioidsubstituierten weiter höchste Priorität zukommen.
  • Mit der Zulassung verschiedener neuer antiviraler Substanzen haben sich die Behandlungsoptionen sehr stark verbessert. Trotz einer Zunahme der Verschreibung neuer direkt antiviraler Substanzen bei gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland seit 2014 zeigt sich, dass im Dezember 2015 weniger Personen monatlich unter antiviraler Behandlung waren als zu Beginn des Beobachtungszeitraums unter Interferon-basierter Therapie. Die hohen Preise der neuen Substanzen sowie eine fehlende Screeningstrategie sind wahrscheinlich Ursache des Rückgangs der Behandlungszahlen.
  • Insbesondere sollten Personen, die in Substitutionsbehandlung sind, regelmäßig getestet und ggf. zur Behandlung an Infektiologen und Hepatologen überwiesen werden.
  • Aktiver Drogengebrauch ist keine Kontraindikation zur Behandlung.
  • Besondere Aufmerksamkeit sollte zukünftig Hoch-Risikopopulationen wie HIV-koinfizierten Männern, die Sex mit Männern haben und die sich mit HCV reinfiziert haben, zukommen.
  • Um das WHO-Ziel einer Hepatitis-C-Eliminierung bis 2030 zu erreichen, ist auch eine verstärkte Behandlung von Gefängnisinsassen unumgänglich. Screeninguntersuchungen haben sich in Populationen mit hoher Prävalenz als kosteneffektiv erwiesen. Damit können infizierte Personen frühzeitig gefunden, über ihren Status aufgeklärt und ihnen eine Therapie angeboten werden, um die Virusausbreitung zu stoppen. Ein Screening auf HCV sollte dabei immer die Standards der Testung (Aufklärung,  Freiwilligkeit, Weitervermittlung) und die Überleitung in die weiterführende Diagnostik und Behandlung gewährleisten.

Mehr zu Hepatitis in NRW lesen Sie hier.

 

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