Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW

Diskriminierung von Frauen mit HIV abbauen!

Foto: femme curieuse, photocase.de8. März 2023 - Frauen mit HIV sehen sich auch in Deutschland bisweilen massiven Diskriminierungen und Zurückweisungen ausgesetzt. Darauf weist anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März die Landesarbeitsgemeinschaft Frauen und HIV/Aids in NRW hin und wirbt dafür, sich über HIV zu informieren.


Frauen mit HIV in der Pandemie

"Diskriminierungen haben vor allem in der Pandemie massiv zugenommen", so Alexandra Frings von der Aidshilfe Aachen, was vor allem durch Lockdowns und Isolationsverpflichtungen ausgelöst wurde. "Frauen in zentralen Unterbringungseinrichtungen hatten im Falle einer Coronainfektion keine Möglichkeiten, ärztliche Sprechstunden aufzusuchen und sich HIV-Medikamente zu besorgen, ohne sich als positiv zu outen", erläutert Manuela Brandt von der Aidshilfe Westmünsterland. Das wollten die Frauen in den Unterkünften auf jeden Fall vermeiden, um Ausgrenzungen und Konflikte zu vermeiden. "War die Pandemie für viele Frauen eine schwierige Zeit, hatten Frauen mit HIV in der Regel noch mehr zu schultern", so Brandt.

"Da Frauen mit HIV die Selbsthilfeangebote der Aidshilfen während der Coronazeit nicht nutzen konnten oder wollten, beobachten wir vermehrt Depressionen und Selbststigmatisierung", sagt Frings. "Unsere digitalen Angebote konnten hingegen von manchen Frauen nicht genutzt werden, weil ihnen die technischen Möglichkeiten oder Kenntnisse fehlten." Auch wenn sich die Situation der meisten Frauen nach Corona wieder normalisiere, würden manche viel Zeit brauchen, die Rückschläge wettzumachen.


Unwissenheit und Diskriminierung im Gesundheitswesen

Vielen Mitarbeitenden im Gesundheitswesen sei nicht bewusst, dass ihr Umgang mit HIV-positiven Frauen nicht nur ausgrenzend sei, sondern auch gegen geltende Datenschutzbestimmungen verstoße. "Es gibt immer noch Arztpraxen, bei denen HIV groß auf der Akte steht, die dann dort offen auf dem Tresen liegt. Oder die Eintragung HIV-positiv im Mutterpass. Wenn wir davon erfahren, schreiten wir ein und wir informieren", erläutert Frings. Oftmals fehle es in den Gesundheitsberufen an aktuellen Kenntnissen zu HIV. Es herrsche nach wie vor Unwissenheit über ausreichende Hygienemaßnahmen, über die Nicht-Übertragbarkeit von HIV im Alltag und unter Therapie. Dementsprechend würden zum Beispiel Schwangere falsch beraten und zum Kaiserschnitt gedrängt oder ihnen werde der Wunsch, das Kind zu stillen, ausgeredet.


Bildung hilft!

"Die Erlebnisse reichen von klarer Benachteiligung bis zu scheinbar kleinen Ereignissen, die dennoch schmerzen – wenn etwa in der Arztpraxis plötzlich zwei Paar Handschuhe übereinander getragen werden", ergänzt Brandt. "Gerade im Gesundheitswesen ist Diskriminierung eine Katastrophe", sagt Frings. Bei HIV als chronischer Infektion seien Menschen mit HIV immer auf ärztliche Hilfe angewiesen. Diskriminierungserfahrungen dort seien ein Super-GAU und könnten dazu führen, dass Frauen ihre Infektion beim nächsten Mal nicht mehr angeben, nicht mehr in die Praxis gehen oder ihre Therapie sogar abbrechen.

Auch werde das Selbstwertgefühl massiv verletzt und die Diskriminierungserfahrung wirke in viele Lebensbereiche hinein nach. "Wir werben eindringlich, sich in Bezug auf HIV auf den neuesten Stand zu bringen, denn zumeist ist es Unwissenheit, die ausgrenzendes Verhalten begünstigt. Wie im Medizinstudium muss HIV auch in der Ausbildung pflegerischer Berufe einen Platz haben!"

Ende 2021 lebten in Nordrhein-Westfalen circa 19.400 Menschen mit HIV, davon waren 19,3 Prozent Frauen. Von diesen geschätzten 3.750 Frauen wussten gut sieben Prozent nichts von ihrer Infektion. Von den 540 Erstdiagnosen im Jahr 2021 wurden ein Drittel (33,3 Prozent) bei fortgeschrittenem Immundefekt festgestellt. Sowohl Frauen mit HIV als auch Ärzt*innen und medizinisches Fachpersonal können sich landesweit bei den regionalen Aidshilfen informieren, die in der Landesarbeitsgemeinschaft Frauen und HIV/Aids in NRW zusammengeschlossenen Kolleginnen stehen in 16 Städten und Regionen bereit.


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