Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW

Robert Koch-Institut: Hepatitis C im Jahr 2021

Bild: HCV-Inzidenz nach Kreisen in NRW 2021, survstat.rki.de26. September 2022 - Das Robert Koch-Institut hat das Schwerpunkt-Bulletin zu Virushepatitis C im Jahr 2021 veröffentlicht. Für das Jahr 2021 wurden dem RKI 4.747 Hepatitis-C-Meldungen übermittelt. Dies entspricht einer bundesweiten Inzidenz von 5,7 Infektionen pro 100.000 Einwohner*innen. Im Vergleich hierzu wurden im Vorjahr 4.542 Fälle gemeldet (Inzidenz von 5,5/100.000). Dies entspricht einem leichten Anstieg von 4,5 Prozent. Grundsätzlich sind die Daten im Zeitverlauf jedoch nur schwierig zu vergleichen, da in 2015 die Falldefinition und in 2017 die Meldepflicht für Hepatitis C angepasst wurden.

Der häufigste Übertragungsweg ist intravenöser Drogenkonsum

Eine Angabe zum wahrscheinlichen Übertragungsweg lag bei 21 Prozent der Meldungen vor. Der mit Abstand häufigste Übertragungsweg ist nach wie vor intravenöser Drogenkonsum mit 67 Prozent der Fälle, davon bei 4 Prozent intravenöser Drogenkonsum in Haft. Der Anteil an Infektionen, die wahrscheinlich durch i.v. Drogenkonsum übertragen wurden, weist seit 2004 eine leicht steigende Tendenz auf.

17 Prozent der Fälle wurden nosokomial übertragen (Erhalt von Blut und Blutprodukten im Ausland oder vor 1992, operativ-diagnostische Eingriffe, medizinische Injektionen im Ausland), gefolgt von 6 Prozent über Tattoos oder Piercings. Weitere Übertragungswege waren sexuelle Kontakte zwischen Männern (4 Prozent), heterosexueller Kontakt mit HCV-positivem*positiver Partner*in (3 Prozent), Wohngemeinschaft mit Virusträger*in (2 Prozent) und berufliche Exposition (1 Prozent).

Die Behandlungszahlen sind seit sechs Jahren rückläufig

Die modernen Hepatitis-C-Therapien bewirken für 95 Prozent der Patient*innen eine Heilung. Auch Patient*innen mit Leberzirrhose, Patient*innen mit fortgesetztem Drogenkonsum oder Patient*innen mit Ko-Infektionen wie HIV können und sollen laut Empfehlung behandelt werden. Die neuen Behandlungsleitlinien empfehlen eine Behandlung für alle aktiven HCV-Infektionen, unabhängig vom Infektionsstadium (akut oder chronisch).

Dennoch sind die Behandlungszahlen seit dem Maximum an Behandlungen im Jahr 2015 rückläufig und haben in 2021 einen neuen Tiefststand erreicht. Bereits angebundene Patient*innen sind wahrscheinlich frühzeitig behandelt worden, sodass nun vor allem die schwerer erreichbaren Gruppen übrig sind. Zudem haben viele Ärzt*innen Vorbehalte zum Beispiel bei drogengebrauchenden oder substituierten Patient*innen, obwohl auch für diese ausdrücklich eine Behandlung empfohlen wird.

Spezifische Strategien für die verschiedenen Zielgruppen sind notwendig

Der Rückgang an Meldungen seit 2020 ist möglicherweise mitverursacht durch eine pandemisch bedingte Unterdiagnose und Untererfassung. Teilweise kann der Rückgang aber auch durch einen tatsächlichen Rückgang der Inzidenz durch den Erfolg der HCV-Behandlung bedingt sein. Der sinkende Trend der Behandlungszahlen gefährdet jedoch die international wie bundesweit gesteckten Eliminierungsziele. Um sich diesen Zielen bis 2030 wieder anzunähern, empfiehlt das RKI spezifische Präventions-, Beratungs- und Test- sowie Behandlungsangebote für die relevanten Zielgruppen (Mikroeliminations-Strategie), wie zum Beispiel drogengebrauchende Menschen, Menschen in Haft, wohnungslose Menschen und Männer, die Sex mit Männern haben.

Hepatitis C in NRW

Aus NRW wurden 1.170 Hepatitis-C-Fälle an das RKI gemeldet. Damit sind die Fallzahlen in NRW deutlicher angestiegen als auf Bundesebene (plus 11,6 Prozent gegenüber 2020). Die landesweite Inzidenz liegt mit 6,5/100.000 leicht über der bundesweiten (5,7/100.000). Die Inzidenz in den verschiedenen Kreisen und Städten ist sehr unterschiedlich und reicht von 0,5 bis 27,7/100.000. Mehr lesen Sie hier.

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