Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW

Informationen zu MPX-Viren ("Affenpocken")

Foto: Andrea Männel, Andrea Schnartendorff / RKI23. Mai 2022 (zuletzt aktualisiert am 10. Juni 2022) - Die Deutsche Aidshilfe berichtet, dass immer mehr europäische Länder Infektionen mit dem MPX-Virus melden. Expert*innen warnen zugleich vor Panik: Die Erkrankung verläuft in der Regel milde.

Infektionen können laut Robert Koch-Institut (RKI) durch Kontakt mit Sekreten infizierter Tiere übertragen werden. Mensch-zu-Mensch-Übertragungen (durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Krusten) mit limitierten Infektionsketten von bis zu sechs Personen sind beschrieben, zum Beispiel im Rahmen der Krankenversorgung. Auch die Übertragung von Pockenviren im Rahmen sexueller Handlungen ist möglich.


Die wichtigsten Botschaften lauten:

  1. Symptome ärztlich untersuchen lassen
  2. Stigmatisierung vermeiden


In Deutschland hat das (RKI) bis zum 9. Juni hat 131 Fälle registriert. Bisher sind vor allem schwule Männer betroffen; die MPX-Viren können prinzipiell aber jeden betreffen. Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es bestätigte Fälle.

Bei den meisten Menschen mit gesundem Immunsystem scheinen die MPXV-Infektionen einen milden bis sehr milden Verlauf zu nehmen. Das RKI schätzt die Gesundheitsgefährdung für die breite Bevölkerung derzeit als gering ein. Nur in sehr seltenen Fällen kommt es zu schweren Verläufen.

Bislang sind keine gesicherten Aussagen darüber zu treffen, wie gefährlich die MPXV-Infektionen für Menschen mit HIV sind. Es scheint aber plausibel, dass HIV-Positive unter funktionierender Therapie und gutem Immunstatus nicht gefährdeter sind als andere. Bei Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem könnte ein höheres Infektionsrisiko und ein höheres Risiko für einen schwereren Verlauf bestehen. Hierzu fehlen bislang aber belastbare Daten.

Eine Impfung für Menschen mit besonders hohem Risiko könnte noch im Juni zur Verfügung stehen. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat 240.000 Dosen des Impfstoffs Imvanex bestellt. 40.000 sollen bis Mitte Juni verfügbar sein und über die Bundesländer verteilt werden. Die Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) ist derzeit im Stellungnahmeverfahren bei den zuständigen Fachgesellschaften.


UNAIDS und WHO warnen vor Stigmatisierung

UNAIDS hat seine Besorgnis darüber geäußert, dass in einigen öffentlichen Berichten und Kommentaren über die MPXV-Infektionen Sprache und Bilder verwendet wurden, insbesondere Darstellungen von LGBTI- und afrikanischen Menschen, die homophobe und rassistische Stereotypen verstärken und die Stigmatisierung verschlimmern. Die Lehren aus der Aids-Bekämpfung zeigen, dass Stigmatisierung und Schuldzuweisungen an bestimmte Personengruppen die Reaktion auf einen Ausbruch schnell untergraben können.

UNAIDS fordert Medien, Regierungen und Communities auf, mit einem auf Rechten und Fakten basierenden Ansatz zu reagieren, der Stigmatisierung vermeidet. Mehr lesen Sie unter unaids.org.

Eine kurze Reflexion des Begriffes "Affenpocken" und seiner negativen Assoziationen, sowie der Hinweis, dass Wissenschaftler*innen deshalb immer öfter den Fachbegriff MPX-Viren benutzen, finden Sie am Schluss eines Artikels im Tagesspiegel. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bereits 2015 Leitlinien zur Benennung neuer menschlicher Krankheiten herausgegeben. Die WHO empfiehlt darin, zum Beispiel Länder- oder Tiernamen nicht zur Benennung von Infektionen oder Erkrankungen zu verwenden, um unter anderem die Diskriminierung kultureller, sozialer, nationaler, regionaler, beruflicher oder ethnischer Gruppen zu vermeiden.


Informationen

Einen Bericht der Deutschen Aidshilfe findet Sie unter aidshilfe.de. Eine FAQ-Liste finden Sie unter aidshilfe.de. Alle wichtigen Informationen für schwule cis und trans Männer sowie andere Männer, die Sex mit Männern haben, finden Sie auf der Webseite der Ich-weiss-was-ich-tu-Kampagne der Deutschen Aidshilfe.

Eine Liste des RKI mit häufig gestellten Fragen zu Übertragung, Symptomen, Diagnostik und Behandlung und Prävention/Schutz des RKI finden Sie unter rki.de. Weitere Informationen des RKI für Fachpersonal in der medizinischen Versorgung, u.a. zu Hygiene, Isolierung und Behandlung, finden Sie unter rki.de.


Stellungnahme verschiedener medizinischer Fachgesellschaften

Am 27. Mai 2022 haben die Deutsche AIDS-Gesellschaft und weitere medizinische Fachgesellschaften Stellung genommen. Sie empfehlen hinsichtlich des Ausbruchsmanagements durch nicht-pharmakologische Interventionen die zielgruppenspezifischen und Lebenswelt-akzeptierende Aufklärung und Information ("awareness" bei potentiell Betroffenen und medizinischem Personal).

  • Insbesondere nicht Pocken-geimpfte Personen ohne Impfbescheinigung oder Impfnarben sollen Kontakte zu wechselnden Sexualpartner*innen oder das Teilen von Betten und Kleidung meiden.
  • Gesichert Infizierte sollen für die Dauer von 21 Tagen in wirksamer Isolation verbleiben. Eine stationäre Krankenhausbehandlung nur aus Isolationsgründen ist nicht erforderlich, primär sollten stationäre Aufnahmen aus medizinischen Gründen bei schweren klinischen Verläufen oder drohenden Komplikationen erfolgen.
  • Kontaktpersonen mit relevantem Infektionsrisiko und Verdachtsfälle sollen sich während der Inkubationszeit bzw. bis zum sicheren Ausschluss der Infektion in Quarantäne begeben.
  • Medizinisches Personal soll bei Versorgung der vorgenannten Personengruppen geeignete Schutzkleidung (Maske, Handschuhe, Kittel) tragen.

Ebenso geht die Stellungnahme auf die Themen Impfung und Behandlung ein. Mehr lesen Sie unter daignet.de.

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