Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW

NEWS | Juli 2025

Liebe Kolleg*innen, liebe Kooperationspartner*innen,

auch in den ruhigen Sommermonaten gibt es Neues, das für unsere Arbeit interessant und relevant ist. Hier kommt unser aktuelles Update mit allem, was sich zuletzt getan hat:

Studie zu Lebenslagen und Erfahrungen von LSBTIQ* „Queer durch NRW“

Die Landesregierung NRW hat mit „Queer durch NRW“ eine umfassende Studie zu LSBTIQ*-Lebenslagen in Deutschland vorgelegt. Befragt wurden über 5.000 LSBTIQ*-Personen, 775 Angehörige und 5.000 Fachkräfte. Im Mittelpunkt der Untersuchung standen drei zentrale Themenbereiche:

  • Diskriminierung, Gewalterfahrungen und Sicherheit
  • Gesundheit, Pflege und Alter
  • Integration, Migration und Flucht

Die gesamte Studie finden Sie hier, eine Kurzfassung hier.

Offene Drogenszenen in NRW 2024 - Einblicke in Lebenslagen, Konsum und Nutzung von Hilfsangeboten in Düsseldorf, Essen, Köln und Münster

Der Bericht liefert erstmals empirisch fundierte Erkenntnisse über die Lebenslagen von über 500 Personen in offenen Drogenszenen in vier nordrhein-westfälischen Städten. Die Ergebnisse zeigen u.?a., dass viele Betroffene unter starkem sozialem Ausschluss leiden, Crack die am häufigsten konsumierte Substanz ist und vorhandene Hilfsangebote zur Stabilisierung der Lebenssituation beitragen können. Die Studie richtet sich an Entscheidungsträger in Kommunen und Land, Fachkräfte der Suchthilfe und Sozialpsychiatrie. Sie bietet eine fundierte Grundlage zum Verständnis der Lebensrealitäten in offenen Drogenszenen und enthält Empfehlungen für eine humane, zukunftsorientierte Drogenpolitik. Die gesamte Veröffentlichung finden Sie hier.

PrEP-Surveillance in Deutschland

Das vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Projekt „PrEP-Surv“ (2022–2024) untersuchte halbjährlich die Versorgung mit der HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) in Deutschland. Befragt wurden HIV-Schwerpunktzentren aus dem dagnä-Netzwerk. Ziel war es, den praktischen Einsatz der PrEP zu erfassen, Versorgungsdefizite zu identifizieren und Lösungsansätze aufzuzeigen. Das Projekt endete planmäßig zum 31.12.2024. Mehr zu den Ergebnissen finden Sie hier.

Charité-Studie liefert neue Daten zur Wirksamkeit der Mpox-Impfung

Die Charité-Studie, veröffentlicht in The Lancet Infectious Diseases, analysierte Daten von über 9.300 Personen (Männer und trans Menschen mit wechselnden Partnern) mit und ohne HIV zwischen Juli 2022 und Dezember 2023. Eine einzelne Imvanex-Impfung senkte das Mpox-Infektionsrisiko bei HIV-negativen Personen um etwa 84?%, führte zu milderen Symptomen bei Impfdurchbrüchen und erwies sich als gut verträglich. Bei HIV-positiven Teilnehmenden war die Wirksamkeit nach einer Dosis hingegen unzureichend, weshalb eine zweite Impfung besonders empfohlen wird. Mehr hierzu finden Sie hier.

Doxy-PEP und Resistenzen

Die Auswertung der Abstriche von über 2000 MSM in amerikanischen Sexual Health Clinics  vor und nach Einführung der DoxyPEP zeigte sich ein starker Anstieg der Tetracyclin-Resistenz bei Neisseria gonorrhoeae beobachtet (von 27% auf 70%), insbesondere bei häufigem Gebrauch. Die Rate von hochresistenten Stämmen stieg von 2% auf 65%. Die Studie legt nahe, dass Doxy-PEP die Verbreitung resistenter Keime begünstigen kann. Mehr dazu hier bzw. hier.

Gonorrhoe: Seltene Multiresistenz in Deutschland 

Im März 2025 wurden in Deutschland drei Fälle von Gonorrhö mit seltener Multiresistenz – einschließlich Ceftriaxon, Cefixim, Azithromycin, Ciprofloxacin und Tetracyclin – beim Robert Koch-Institut gemeldet. Anamnestisch bestand kein Zusammenhang, dennoch waren die Erreger genetisch nahezu identisch. Seither wurden keine weiteren derart resistenten Fälle gemeldet, es wird jedoch eine erhebliche Dunkelziffer vermutet. Ausführliche Informationen finden Sie hier.

Bundesweiter Diphterie- Ausbruch

Aktuelle Genomsequenzanalysen geben Hinweise auf einen deutschlandweiten Ausbruch von Diphtherie mit Corynebacterium diphtheriae. Betroffen sind insbesondere vulnerable Bevölkerungsgruppen, darunter geflüchtete Menschen, Menschen in Wohnungslosigkeit, Menschen, die Drogen konsumieren, Ungeimpfte sowie ältere, vorerkrankte Personen. Der Ausbruch dieses Sequenztyps zieht sich bereits seit dem Jahr 2022 hin. Im Vergleich zu den Diphtherie-Fällen in den vergangenen Jahren ist jedoch auffällig, dass:

  1. mittlerweile auch weitere vulnerable Bevölkerungsgruppen und nicht mehr ausschließlich geflüchtete Menschen betroffen sind;
  2. es vermehrt Fälle von respiratorischer Diphtherie gibt, die zum Teil auch schwer oder tödlich verlaufen;
  3. die Übertragungen innerhalb Deutschlands erfolgt sind.

Insbesondere Personen, die in Kontakt zu den genannten vulnerablen Gruppen stehen, sollten hier sensibilisiert sein. Weitere Informationen finden Sie hier. Eine mehrsprachige Website mit laienverständlichen Informationen für betroffene Personen und ihre Kontaktpersonen finden Sie hier.

Neue amerikanische Leitlinie zur HIV-PEP

Am 13. Juni 2025 wurde in der neuen amerikanischen PEP-Leitlinie erstmals deutlich der Einsatz von Integrasehemmern wie Dolutegravir oder Bictegravir zur HIV-Postexpositionsprophylaxe (PEP) bevorzugt. Diese Empfehlung basiert auf aktuellen Studien zur Wirksamkeit und Verträglichkeit dieser Wirkstoffklasse im Vergleich zu bisherigen Regimen. Damit wird in den USA ein moderneres, potenziell besser verträgliches und effektives PEP-Protokoll etabliert, das in Zukunft auch international Beachtung finden dürfte. Mehr hierzu finden Sie hier.

HIV-Jahresbericht 2024 des RKI

Im Jahr?2024 wurden dem RKI bis zum Stichtag 1.?April?2025 insgesamt 3?259 HIV-Neudiagnosen gemeldet, was sich im Vergleich zum Vorjahr (3?332) auf ähnlichem Niveau bewegt. Rund 73?% der Betroffenen waren Männer, während der Frauenanteil mit 27?% im Jahresvergleich um etwa 10?% zurückging. Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), machten circa 35?% der Neuinfektionen aus. Nach einem längeren Rückgang zeigt sich hier wieder ein leichter Anstieg, was auf tatsächliche Infektionszunahmen oder verstärkte Testaktivitäten zurückgeführt werden könnte.

Es wird außerdem ein Schwerpunktbericht zur Prävention sexuell übertragbarer Infektionen und zur Förderung der sexuellen Gesundheit vorgestellt. Den gesamten Bericht finden Sie hier.

Abschlussbericht der Evaluation des Prostituiertenschutzgesetzes

Der Abschlussbericht zur Evaluation des Prostituiertenschutzgesetzes (ProstSchG), erstellt vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen, wurde veröffentlicht. Befragt wurden mehr als 2.300 Sexarbeiter*innen, 3.400 Kund*innen, 800 Mitarbeiter*innen aus Behörden sowie 280 Betreiber*innen von Prostitutionsstätten. Damit ist gelungen, ein sehr breites Spektrum von Menschen in der Sexarbeit zu befragen, darunter auch solche, die nicht dem Gesetz entsprechend angemeldet sind. Die Gesundheitsberatung wird an sich zwar positiv bewertet, doch verpflichtende Anmeldung und Ausweispflicht stigmatisieren viele Sexarbeitende und führen teilweise zur Illegalität. Zudem erreicht das Gesetz sein zentrales Ziel nur unzureichend, nämlich den wirksamen Schutz vor Zwangsprostitution, Menschenhandel und Gewalt,– strukturelle Ausbeutung wird weiterhin als weit verbreitet eingeschätzt. Die gesamte Publikationen finden Sie hier.

Frauen und HIV/Aids in NRW

Anlässlich ihres Jubiläums hat die LAG Frauen und HIV/Aids in NRW ihren neuen Film „XXelle in NRW – Vernetzung ist unsere Stärke!“ veröffentlicht. Hier finden Sie den Imagefilm, mehr zu XXelle finden Sie hier.

Zu wenig Praxen für immer mehr Patient*innen in der HIV-Versorgung

Ein aktuelles Gutachten zur HIV-Versorgung in Deutschland warnt vor erheblichen Versorgungsengpässen in den kommenden Jahren. So könnten bis 2035 bis zu 130 spezialisierte HIV-Ärzt*innen fehlen, um den steigenden Bedarf zu decken. Dies entspräche etwa 26 Prozent der benötigten Gesamtzahl an ärztlichen HIV-Spezialist*innen. Besonders in ländlichen Regionen drohen massive Zugangsprobleme. Hier finden Sie die Pressemeldung.

 

Aktuelles aus der AG Aidsprävention – HIV/STI in NRW

40. Sitzung der AG Aidsprävention – HIV/STI in NRW

Am 30. Juni 2025 hat die 40. Sitzung der AG im Gesundheitsamt in Essen stattgefunden. Auf der Tagesordnung standen folgende Punkte:

-          Vorstellung der Beratungsstelle „HIV/Aids und STI“ des Gesundheitsamts Essen

-          Hepatitis eliminieren – Das Projekt „Hepatitis-freies Köln“

-          Empfehlung der Landeskommission AIDS zur Reduzierung von HIV-Spätdiagnosen Reduzierung von HIV-Spätdiagnosen

-          Sachstand Mpox

Online-Informationsveranstaltung zur CROI 2025 Retroviruskonferenz

Die Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections (CROI) fand vom 9.-12- März 2025 in San Francisco statt. Im Mittelpunkt stehen HIV, Prävention, Therapie und Heilung, aber es kommen auch immer andere Infektionen zur Sprache wie SARS CoV2, MPOX, Hepatitis, Tuberkulose, STI mit und ohne HIV. Am 4 Juni hat Dr. Christoph Boesecke (Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Bonn) online einen Überblick verschafft. Die Präsentation finden Sie hier.

Aktuelles zur Fachdatenerhebung.NRW

Schließung des Berichtsjahrs 2024

Ende Juni wurde das Erhebungsjahr 2024 geschlossen. Allen Teilnehmenden ganz herzlichen Dank für die Mühe bei der Dateneingabe des vergangenen Jahres!

Der Bericht zur Erhebung wird zum Welt-Aids-Tag 2025 veröffentlicht.

Aktuelles aus dem Youthwork NRW

Jahresthemas "Sexualisierte Gewalt und Schutzkonzepte"

Schutzkonzepte zur Prävention und dem Umgang mit sexualisierter Gewalt müssen mittlerweile in jeder Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe vorhanden sein. Häufig sind diese allgemein gehalten, um für möglichst viele Bereiche anwendbar zu bleiben. In der Sexualpädagogik wird jedoch in einer besonderen Konstellation gearbeitet: Pädagog*innen sprechen mit vorab unbekannten Jugendlichen über das sensible Thema Sexualität. Im Rahmen des Jahresthemas "Sexualisierte Gewalt und Schutzkonzepte" erarbeitete das Netzwerk Youthwork NRW gemeinsam mit der Projektstelle Sexualpädagogik der AG Aidsprävention eine Vorlage für einen modellhaften Verhaltenskodex. Dieser kann von den Fachstellen vor Ort zur Ausarbeitung eigener Schutzkonzepte sowie zur Einarbeitung neuer Mitarbeitender genutzt werden. Der Verhaltenskodex ist bislang nicht veröffentlicht, darf aber gerne auch von Externen als Inspirationsquelle genutzt werden. Wenden Sie sich dazu an Lisa Etzold von der Projektstelle Sexualpädagogik unter lisa.etzold@aids-nrw.de.

Jährliche Fachtagung

Vom 07.07. – 09.07.2025 haben sich die Youthworker*innen u.a. mit Themen wie Slut-Shaming, Medienpädagogik und Antifeministischer Online-Radikalisierung befasst. Zum Ende des Jahres soll eine Ideensammlung für den praktischen Umgang mit demokratiefeindlichen Haltungen entstehen.