Youthwork NRW: Wer wir sind - Was wir machen
Gemeinsam mit dem Sprecher*innenkreis von Youthwork NRW, den Youthworker*innen und vielen Kooperationspartner*innen hat die Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW ein Zukunftskonzept für die sexualpädagogische HIV/STI-Prävention in NRW entwickelt. Das Arbeitsergebnis liegt seit Anfang 2022 als Broschüre "Youthwork NRW: Wer wir sind - Was wir machen" vor.
Die Veröffentlichung beschreibt die Haltung, Ziele und Arbeitsweisen der Youthworker*innen. Sie gibt auch einen Überblick über die Struktur des Netzwerkes. Unter der Überschrift "Wo wollen wir hin" werden die fachlichen Herausforderungen der Zukunft dargestellt, die in dem gesamten Projektprozess erarbeitet wurden.
"Youthwork NRW: Wer wir sind - Was wir machen" richtet sich an Einrichtungen und Institutionen, an Kooperationspartner*innen, Netzwerke und Strukturen, die mit Youthwork NRW zusammenarbeiten möchten, aber auch an Eltern, Sorgeberechtigte und junge Menschen, die wissen möchten, was Youthwork NRW anbietet und was das Netzwerk ausmacht.
Die Broschüre zum Download finden Sie hier (PDF). (Zur Schreibweise: In dem online verfügbaren PDF-Dokument wurde aus Gründen der Lesbarkeit der Doppelpunkt als Form für geschlechtergerechte Sprache genutzt. In den gedruckten Broschüren wird dafür das Sternchen genutzt.)
Die Druckversion kann mit Angabe der Lieferadresse und gewünschten Anzahl kostenlos bestellt werden bei lenny.streit@aids-nrw.de.
Liebe Leserinnen und Leser,
seit nunmehr über 30 Jahren fördert das Land Nordrhein-Westfalen die sexualpädagogische Prävention mit dem Schwerpunkt HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen der Youthworkerinnen und Youthworker. Das Netzwerk Youthwork NRW unterstützt mit seinem vielfältigen Angebot junge Menschen bei der Entwicklung einer selbstbestimmten Sexualität. Das Besondere an Youthwork NRW sind die vielfältigen sexualpädagogischen Themen und das große Netzwerk, das aus den unterschiedlichsten Trägern besteht. Der guten Zusammenarbeit zwischen Land, Kommunen und freier Wohlfahrtspflege ist es zu verdanken, dass das Programm seit vielen Jahren so erfolgreich ist.
Im Jahr 2019 startete das Projekt "Perspektiven der Sexualpädagogik" mit dem Ziel, den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen entgegenzutreten und ein Zukunftskonzept für die Sexualpädagogik mit dem Schwerpunkt HIV/STI-Prävention in Nordrhein-Westfalen zu erstellen. Seitdem konnten unterschiedliche inhaltliche Herausforderungen identifiziert sowie die Sichtbarkeit nach Außen gesteigert werden.
Aus diesem Projekt ist nun diese Broschüre entstanden, die unter anderem zeigt, was Youthwork NRW ausmacht und welche Methoden in der täglichen Arbeit eingesetzt werden, sowie einen Blick in die Zukunft der Sexualpädagogik wagt. Eine Bearbeitung der identifizierten Herausforderungen zur Weiterentwicklung des Programms, z. B. die sexuelle Bildung inklusiver zu gestalten und die Partizipation der jungen Menschen noch mehr zu stärken, wird dabei das nächste Ziel des Projektes sein.
Besonders würde ich mich darüber freuen, wenn mit dieser Broschüre weitere Vereine und Verbände sowie Initiativen davon überzeugt werden könnten, dieses bewährte und wirkungsvolle Angebot in Anspruch zu nehmen und damit das bereits bestehende Netzwerk zu erweitern.
Gerhard Herrmann
Abteilungsleiter "Gesundheitsversorgung, Pflege- und Gesundheitsberufe, Krankenversicherung" im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW
Seit mehr als 30 Jahren ist das sexualpädagogische Netzwerk Youthwork NRW in der Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 10 und 27 Jahren in Nordrhein-Westfalen tätig.
Wir Youthworker:innen thematisieren mit unseren Zielgruppen die Schwerpunkte Sexualität, sexuelle Gesundheit, Schwangerschaft und Elternschaft, Safer Sex und Verhütung, sexuelle Vielfalt sowie Liebe und Beziehung. Dabei behalten wir die Lebensrealität junger Menschen im Blick, kennen die aktuellen Herausforderungen, Fragen und Interessen unserer Adressat:innen und sind für sie ansprechbar.
Diese Broschüre stellt dar, was uns als Netzwerk ausmacht, mit welcher Haltung wir unseren Zielgruppen begegnen, was wir erreichen möchten, welche Methoden und Arbeitsweisen wir nutzen und welche Herausforderungen wir als Netzwerk in Zukunft bearbeiten werden.
Damit deutlich wird, wie wir untereinander vernetzt und wie wir zu erreichen sind, bilden wir in dieser Broschüre auch unsere interne Vernetzungsstruktur und Außendarstellung ab.
Diese Broschüre richtet sich vor allem an Einrichtungen und Institutionen, an Kooperationspartner:innen, Netzwerke und Strukturen, die mit Youthwork NRW zusammenarbeiten möchten, aber auch an Eltern, Sorgeberechtigte und junge Menschen die wissen möchten, was wir anbieten und was uns als Netzwerk ausmacht.
AUF DIE HALTUNG KOMMT ES AN
Sexuelle Bildung ist vor allem Beziehungsarbeit. Mit unseren Zielgruppen ins Gespräch kommen, Fragen beantworten, Unsicherheiten nehmen und die Auseinandersetzung mit Normen und Werten sind wichtige Teile unserer Arbeit. Damit dies gelingen kann, ist die Haltung der Fachkräfte zentral.
Youthwork NRW steht für eine lustfreundliche, emanzipatorische, ganzheitliche, vorbehaltlose und lebensweltorientierte Sexualpädagogik. Zu unserer Haltung zählt ebenfalls die Sensibilität für Grenzen und Diskriminierungen, was die kritische Reflexion der eigenen Arbeit miteinschließt.
STÄRKE STATT SCHAM
Da junge Menschen am Beginn ihrer sexuellen Aktivität stehen, sind sie eine wichtige Zielgruppe für unsere sexualpädagogische HIV/STI Prävention. Das wesentliche Ziel unserer Angebote ist, junge Menschen dabei zu unterstützen, eine selbstbestimmte Sexualität zu entwickeln.
Dazu stoßen wir die Auseinandersetzung mit den Themen Eigenverantwortung in Bezug auf Sexualität, sexuelle Gesundheit, Safer Sex und Verhütung, Schwangerschaft und Elternschaft, sexuelle Vielfalt, Liebe und Beziehung an.
Insgesamt ist es uns wichtig, dass sich junge Menschen gestärkt fühlen, sich mit den eigenen Normen und Werten auseinanderzusetzen, sowie dazu befähigt werden, einen selbstbewussten und kritischen Umgang mit verschiedenen alltäglichen Medien zu entwickeln.
ZUSAMMEN STARK SEIN
Youthwork NRW ist ein Netzwerk, das aus sexualpädagogischen Fachkräften unterschiedlicher Träger besteht. Trotz der verschiedenen Themenschwerpunkte der einzelnen Träger, ist es uns wichtig, als Netzwerk gemeinsame Positionen und Arbeitsweisen zu entwickeln, um zusammen handlungsfähig zu sein.
Wir sind deshalb in ganz Nordrhein-Westfalen miteinander vernetzt und tauschen uns in regionalen Arbeitskreisen, überregionalen Regierungsbezirkstreffen, Themen-Arbeitsgruppen und bei einer jährlichen landesweiten Fachtagung regelmäßig über unsere Arbeit, Haltung und Konzepte aus.
Der Sprecher:innenkreis von Youthwork NRW, bestehend aus gewählten Youthworker:innen aller Regierungsbezirke, vertritt die Anliegen dieses Netzwerkes und ist ansprechbar für Vernetzung und Kooperation.
YOUTHWORK NRW ALS LERNENDES NETZWERK
Jede neue Generation junger Menschen bringt neue Forderungen, Bedürfnisse, Ängste und Wünsche mit sich. Da wir uns als lernendes Netzwerk verstehen und diesen neuen Anforderungen gerecht werden möchten, wollen wir uns fachlich weiterentwickeln.
Deshalb ist der letzte Teil dieser Broschüre dem Blick in die Zukunft gewidmet. Dieser Blick beleuchtet die Weiterentwicklung in den Themenbereichen Partizipation, Intersektionalität, Konsens und Substanzkonsum sowie den Ausbau unseres Netzwerks durch mögliche Kooperationen mit anderen landesweiten Netzwerken und Gremien.
Sie sind herzlich eingeladen, uns zu kontaktieren, wenn Sie Interesse an einer Veranstaltung mit uns haben, oder gerne mit uns kooperieren wollen.
Lenny Streit
Projektleitung "Perspektiven der Sexualpädagogik Schwerpunkt HIV/STI Prävention NRW"
Youthwork NRW ist ein Netzwerk von sexualpädagogischen Fachkräften in Nordrhein-Westfalen mit dem Schwerpunkt HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI). Seit über 30 Jahren stehen wir für eine lustvolle, vorbehaltslose und solidarische Sexualpädagogik, die Prävention von HIV/STI für junge Menschen aus einer ganzheitlichen Sicht anbietet. Darüber hinaus bietet Youthwork NRW Fortbildungen für Multiplikator:innen und Beratungen für Eltern und andere Sorgeberechtigte an.
Im Mittelpunkt unserer Angebote stehen die Themen selbstbestimmte Sexualität, sexuelle Gesundheit, Schwangerschaft und Elternschaft, Safer Sex und Verhütung, sexuelle Vielfalt, Liebe und Beziehung.
Mit unseren Angeboten unterstützen wir Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 10 und 27 Jahren bei der Entwicklung einer selbstbestimmten Sexualität. Außerdem bestärken wir unsere Zielgruppe bei der Entwicklung eines individuellen Risikomanagements im Zusammenhang mit HIV, anderen STIs und ungeplanter Elternschaft.
Wir verwenden vor allem Methoden und Konzepte aus den Bereichen Sexualpädagogik, Antidiskriminierungsarbeit und politischer Bildung. Genauso vielfältig wie unsere Methoden sind auch unsere Einsatzorte. Die meisten unserer Angebote führen wir allerdings in Schulen durch.
Eine Besonderheit unseres Netzwerkes ist, dass wir bei vielen verschiedenen Einrichtungen angestellt sind und aufgrund dessen in unseren Angeboten unterschiedliche Schwerpunkte setzen.
WO KOMMEN WIR HER?
Die Geschichte des Netzwerkes Youthwork NRW ist untrennbar mit der Geschichte von HIV und Aids verbunden. Das Netzwerk wurde 1988 ins Leben gerufen. In dieser Zeit nahm eine HIV-Infektion mit großer Sicherheit einen tödlichen Verlauf und war mit einem erheblichen Stigma sowie massiven Ängsten verbunden. Um dem Stigma entgegenzuwirken, haben wir die Aufklärung zu HIV mit der Antidiskriminierungsarbeit verknüpft. So konnten wir dazu beitragen, dass sich das Bild von HIV/Aids veränderte. Zudem sollten junge Menschen durch die Ängste, die HIV auslöste, nicht in ihrer sexuellen Entwicklung eingeschränkt werden. Deshalb haben wir die HIV-Prävention in ein ganzheitliches, sexualpädagogisches Angebot eingebettet.
Der Blick in die Gegenwart zeigt, dass sich die Realität und das Bild von HIV und Aids in den letzten 30 Jahren stark verändert haben. Die medizinischen Behandlungsmöglichkeiten haben sich stetig verbessert, Diskriminierungen konnten zum Teil abgebaut werden. Trotzdem sind Stigmata, Mythen, Ängste und Vorurteile im Zusammenhang mit HIV und Aids weiterhin vorhanden und müssen mit jeder Generation von jungen Menschen neu bearbeitet werden.
Im Fokus der Arbeit von Youthwork NRW steht der Dialog mit jungen Menschen zu einer selbstbestimmten Sexualität und sexuelle Gesundheit. Wir nehmen junge Menschen in ihrer sexuellen Entwicklung ernst und ermöglichen den Erwerb verschiedener Kompetenzen zur Entwicklung einer selbstbestimmten Sexualität. Dies geschieht einerseits durch Wissensvermittlung über HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen, schließt darüber hinaus aber auch eine ganzheitliche und lebensnahe Sicht auf Sexualität, Identität, Körper und Entwicklung von jungen Menschen mit ein.
Youthwork NRW ist seit seiner Gründung an der Weiterentwicklung sexualpädagogischer Ansätze, die sexuelle Selbstbestimmung der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Mittelpunkt stellen, intensiv beteiligt. Heute versteht sich die Sexualpädagogik von Youthwork NRW als ein Teil der sexuellen Bildung, die für uns lebenslanges Lernen bedeutet.
(Mit "Sexueller Gesundheit" ist mehr gemeint, als sexuell übertragbare Infektionen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) versteht unter sexueller Gesundheit den Zustand des körperlichen, emotionalen, mentalen und sozialen Wohlbefindens in Bezug auf die Sexualität und nicht nur das Fehlen von Krankheit, Funktionsstörungen oder Gebrechen.)
Wir verstehen uns als lernendes Netzwerk und arbeiten deshalb kontinuierlich daran, uns in möglichst vielen Bereichen weiterzuentwickeln, um den vielschichtigen Lebensrealitäten unserer Zielgruppen gerecht zu werden.
Der Kern unserer Arbeit ist das Thematisieren von selbstbestimmter Sexualität, sexueller Gesundheit, Schwangerschaft und Elternschaft, Safer Sex und Verhütung, sexueller Vielfalt sowie Liebe und Beziehung. Da diese Themen aus unserer Sicht eng miteinander verknüpft sind, werden sie auch gemeinsam bearbeitet. In allen diesen Themenfeldern vermitteln wir nicht nur Wissen, sondern fördern den Austausch und regen das Nachdenken über Wertevorstellungen und Haltungen an.
Wenn wir mit unseren Zielgruppen über die benannten Themen sprechen, machen wir das mit einer bestimmten Haltung, die wir im Folgenden weiter ausführen. Denn Sexualität zu thematisieren, bringt viele verschiedene Gedanken und Emotionen mit sich. Für einen wertschätzenden Umgang damit ist unsere Haltung zentral.
LUSTFREUNDLICHKEIT
Wir verstehen Sexualität als einen Teil der individuellen Persönlichkeit. Die Entwicklung von und die Auseinandersetzung mit Sexualität sind deshalb wichtige Lebensaspekte für alle Menschen.
Bei uns steht im Vordergrund, dass Sexualität mit Lust verbunden ist. Diese Herangehensweise erleichtert unseren Teilnehmenden den Zugang. Wir begegnen den Themen Sexualität und sexuelle Gesundheit also mit einer positiven, lustvollen Haltung – Spaß und Humor sind uns dabei sehr wichtig. Lustfreundlichkeit bedeutet für uns aber nicht Grenzenlosigkeit, denn Konsens und Lust gehören für uns zusammen.
Wir erheben also nicht den Zeigefinger, sondern begegnen unseren Teilnehmenden mit einer offenen Grundhaltung und lassen Raum für selbstbestimmte Vorstellungen von Sexualität, Liebe, Beziehungsformen und eigenem Risikomanagement in Bezug auf HIV/STI, Schwangerschaften und Elternschaft.
Das bedeutet für uns auch, negative Bilder von Scham und Schuld in Bezug auf HIV/STI zu verändern. Uns ist dabei wichtig zu vermitteln, dass sexuell übertragbare Infektionen Teil von sexueller Aktivität sind.
EMANZIPATION
Wir verstehen Sexualität, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Liebe und Beziehung als ein Spektrum, in dem jedes Individuum einen Platz hat. In der gesellschaftlichen Wahrnehmung sind diese unterschiedlichen Positionierungen mit Bewertungen besetzt. Eine emanzipatorische Sexualpädagogik steht für die Entwicklung einer selbstbestimmten Sexualität jenseits von Klischees und Stereotypen.
Wir wollen dafür kritisch auf die verschiedenen Macht- und Differenzverhältnisse blicken und Normen und Stereotype reflektieren, um sie dadurch abbauen zu können. Das bedeutet für uns auch, den Stimmen und Perspektiven, die unterrepräsentiert sind, in unseren Angeboten Raum zu geben.
GANZHEITLICHKEIT
Ein ganzheitliches Verständnis von Sexualität umfasst für uns weitaus mehr als die körperliche Ebene. Für uns spielen darüber hinaus noch Gefühle, Gedanken, Ängste, Wünsche, Identitäten, Überzeugungen, Wissen und Erfahrungen eine Rolle in der Auseinandersetzung mit Sexualität und sexueller Gesundheit. Wir orientieren uns dabei unter anderem an der Definition der Weltgesundheitsorganisation, die sexuelle Gesundheit nicht ausschließlich als das Fehlen von Krankheit, Funktionsstörungen oder Gebrechen versteht, sondern das körperliche, emotionale, mentale und soziale Wohlbefinden einbezieht.
Außerdem verstehen wir sexuelle Bildung als lebenslanges Lernen. Das Jugendalter ist dabei einer von vielen Abschnitten dieses Lernprozesses, das mit spezifischen Herausforderungen und Bedürfnissen verbunden ist.
LEBENSWELTORIENTIERUNG
Uns ist bewusst, dass alle jungen Menschen unterschiedliche Herausforderungen, Ängste, Wünsche und Bedürfnisse haben, insbesondere wenn es um unsere Themen Sexualität, sexuelle Gesundheit, Safer Sex und Verhütung, sexuelle Vielfalt, sowie Liebe und Beziehung geht. Das bedeutet für uns, die verschiedenen Lebensrealitäten unserer Teilnehmenden wahrzunehmen und in die Arbeitsweise mitaufzunehmen.
Das kann sich beispielsweise darauf beziehen, ob und wie unsere Teilnehmenden religiös sind, wie alt sie sind, ob sie Rassismus- oder Antisemitismuserfahrungen machen, wie viel oder wenig Geld sie haben, ob sie chronisch krank sind oder eine Behinderung haben, mit welchem Geschlecht sie sich identifizieren, wie ihr Körper bewertet wird, ob sie Fluchterfahrung haben, wie und wo sie wohnen, ob sie lesbisch, schwul, heterosexuell, bisexuell oder asexuell sind sowie auf viele weitere Lebensrealitäten.
SENSIBILITÄT FÜR DISKRIMINIERUNGEN
Als sexualpädagogische Fachkraft ist es wichtig, ein Verständnis für verschiedene Diskriminierungsformen wie Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, antimuslimischen Rassismus, Homofeindlichkeit, Transfeindlichkeit
und Behindertenfeindlichkeit, Diskriminierungen von HIV-positiven Menschen, Drogengebrauchende oder Menschen in Haft zu entwickeln und sie erkennen zu können, um sie nicht zu reproduzieren und Diskriminierungen abzubauen.
Das bedeutet ebenfalls, unsere Rolle als Fachkraft kontinuierlich zu reflektieren und die eigene Position kritisch zu prüfen. Dazu zählt zu hinterfragen und zu dekonstruieren, welche normierenden Bilder und Stereotype in unserer eigenen Arbeit und Sprache bestehen.
Wir verstehen Diskriminierung nicht als eindimensionales Phänomen, sondern betrachten Diskriminierungsformen ineinandergreifend und somit intersektional. Darüber hinaus verstehen wir unter einer diskriminierungssensiblen Haltung, dass wir sowohl in konkreten Situationen als auch in gesellschaftlichen und politischen Debatten solidarisch Stellung beziehen und uns zu den Gruppen und Personen positionieren, die von Diskriminierungen betroffen sind.
VORBEHALTLOSIGKEIT
Um eine selbstbestimmte Sexualität entwickeln zu können, sehen wir eine weitestgehend vorbehaltlose und sanktionsfreie Haltung als grundlegend an. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, keine Zuschreibungen in moralisierende Kategorien wie zum Beispiel "richtig" oder "falsch", "eklig" oder "annehmbar" vorzunehmen, wenn wir mit unseren Zielgruppen über unsere Themen sprechen.
Wir haben kein vorgeschriebenes oder messbares Lernziel, welchen Stellenwert Sexualität für junge Menschen einnehmen muss.
SENSIBILITÄT FÜR GRENZEN
Bei der Entwicklung einer selbstbestimmten Sexualität und des eigenen Risikomanagements, ist das Formulieren der eigenen Grenzen und Bedürfnisse sowie das Erkennen der Grenzen und Bedürfnisse anderer zentral. Wir stehen dafür ein, dass Grenzen untereinander respektiert werden und vermitteln, dass Sexualität den Konsens aller Beteiligten voraussetzt.
Neben den persönlichen Grenzen berücksichtigen wir in unseren Angeboten auch rechtliche Grenzen und sprechen sie im Bedarfsfall an, zum Beispiel bei dem Thema Sexualität in den Medien und sexualisierte Gewalt.
In unseren Angeboten vermitteln wir unseren Teilnehmenden Fachwissen, fördern Handlungs- und Kommunikationskompetenz und machen auf Beratungs- sowie Unterstützungsangebote aufmerksam. Darüber hinaus ermöglichen wir die Auseinandersetzung mit Normen und Werten, damit unsere Teilnehmenden eine eigene Haltung entwickeln können.
MIT DIESER KOMBINATION ERREICHEN WIR FOLGENDE ZIELE:
SELBSTBESTIMMTE ENTWICKLUNG VON SEXUALITÄT STÄRKEN
Die Entwicklung einer selbstbestimmten Sexualität bedeutet für uns, dass junge Menschen Sexualität nach ihren individuellen Bedürfnissen und Definitionen gestalten können. Das schließt das Kennenlernen und Formulieren der eigenen Grenzen mit ein.
Für junge Menschen ist die Phase des Entdeckens der eigenen Bedürfnisse und Grenzen, des eigenen Körpers, der eigenen Sexualität und Identität sehr wichtig. Wir wollen, dass unsere Teilnehmenden eine Sprachfähigkeit entwickeln. Das kann sowohl verbale als auch nonverbale Kommunikation sein. Wir wollen unsere Teilnehmenden ermutigen, sich auszuprobieren – was passt zu mir, meinem Begehren, meiner Körperwahrnehmung, zu meiner Sexualität, meiner sexuellen Orientierung und was passt überhaupt nicht zu mir?
Als Fachkräfte bestärken wir unsere Teilnehmenden darin, dass ihre Vorstellungen voneinander abweichen dürfen und es keinen vorgeschriebenen Fahrplan gibt, wie Körper, Sexualität, Liebe, Beziehung und Elternschaft auszusehen haben.
EIGENVERANTWORTUNG VON JUNGEN MENSCHEN FÖRDERN
Sexualität kann lustvoll sein, Spaß machen und befreiend sein. Gleichzeitig ist Sex mit Risiken verbunden. Zum Beispiel mit dem Risiko, ungeplant Eltern zu werden oder sich mit einer STI zu infizieren. Ein Ziel unserer Angebote ist es, junge Menschen dabei zu unterstützen, dass sie für sich und ihre Partner:innen Verantwortung in Sexualität und Beziehung übernehmen. Wie zum Beispiel die Einigung über ein Verhütungsmittel oder dem Schutz vor HIV/STI. Hierfür besprechen wir verschiedene Verhütungsmethoden und beantworten damit verbundene Fragen und klären Unsicherheiten.
AUSEINANDERSETZUNG MIT NORMEN UND WERTEN
Durch unsere verschiedenen Angebote und Methoden wird den Teilnehmenden ein Raum ermöglicht, sich mit Normen und Werten in Bezug auf unsere Kernthemen auseinanderzusetzen. Wir diskutieren gemeinsam, warum manche Dinge als "normal" wahrgenommen werden, wo das herkommt und wie unsere Teilnehmenden selbst dazu stehen.
Um das zu ermöglichen, ist es wichtig, einen Raum zu schaffen, in dem die Teilnehmenden keinen Bewertungsdruck erleben und keine Angst haben, etwas "Falsches" oder "Schlimmes" zu sagen. Es soll also eine Atmosphäre hergestellt werden, in der ausgesprochen werden darf, was im Alltag tabuisiert wird. Ein wertschätzender Umgang auf Augenhöhe mit unseren Teilnehmenden ist hierfür zentral.
Wir begleiten diesen Prozess durch die Bereitstellung von Wissen und Erfahrungswerten und ermöglichen den Teilnehmenden somit, den Blick auf die eigenen Werte und Normen zu erweitern.
EMPOWERMENT ERMÖGLICHEN
Wir wollen unsere Teilnehmenden in ihrer Selbstbestimmung und in ihrem Selbstbewusstsein durch den Austausch mit anderen jungen Menschen stärken. Das Angebot, sich in kleineren Gruppen wie zum Beispiel Mädchen*- , Jungen*- oder selbstgewählten Gruppen auszutauschen, bietet unseren Teilnehmenden die Möglichkeit, sich mit Peers in einem geschützteren Raum über die eigenen Vorstellungen von Sexualität, Liebe und Beziehung auszutauschen und so miteinander zu wachsen und sich gegenseitig zu stärken.
Wir begleiten diesen Prozess mit der Bereitstellung von Begriffen, Bildern, Fachwissen oder durch Vorbilder und eigenen Erzählungen.
(Mit dem Sternchen hinter Mädchen* und Jungen* möchten wir verdeutlichen, dass geschlechtliche Identität vielfältig gelebt werden kann, und dass Mädchen* oder Junge* sein selbstbestimmt gelebt und nicht von außen definiert wird. Außerdem soll es auf die unterschiedlichen Lebensrealitäten von Mädchen* und Jungen* auch jenseits von Geschlecht hinweisen. Die Annahme, dass es nur zwei Geschlechter gibt (ob biologisch oder sozial) halten wir für falsch. Aus diesem Grund ist es uns wichtig, möglichst vielfältige Angebote zur Gruppenaufteilung zu bieten.)
MEDIENKOMPETENZ STÄRKEN
Soziale Medien und das Nutzen des Internets sind ein wichtiger Bestandteil des Alltags und somit auch der Lebensrealität von jungen Menschen. Das Thema Sexualität in den Medien wird von jungen Menschen häufig an uns herangetragen. Mit unseren Angeboten setzen wir uns gemeinsam mit den Teilnehmenden mit den Risiken und Möglichkeiten beim Umgang mit den verschiedenen Medien im Zusammenhang mit Sexualität altersgerecht und entsprechend der Zielgruppe auseinander.
Ein Beispiel ist der Umgang mit der eigenen Privatsphäre im Internet. Wir setzen uns damit auseinander, was in der Nutzung des Internets und Social Media in Bezug auf die Achtung der eigenen Privatsphäre und der anderer, zum Beispiel das Versenden von Fotos oder das Nutzen von Dating-Apps, zu beachten ist.
Wir geben unseren Teilnehmenden Raum, über die Möglichkeiten des Internets zu sprechen, und vermitteln, dass es dort auch Grenzen und Grenzüberschreitungen gibt.
Ein weiteres Thema, das die Teilnehmenden häufig an uns herantragen, ist der Umgang mit dem Medium Pornografie. Denn in der Phase des Entdeckens der eigenen sexuellen Identität werden junge Menschen
pornografischen Inhalten begegnen – mit oder ohne Absicht.
Wenn das Thema Pornografie von den Teilnehmenden angesprochen wird, möchten wir Mythen entkräften und somit Unsicherheiten und Schamgefühle abbauen. Denn es ist ein Ziel unserer Arbeit, dass junge Menschen einen selbstverantwortlichen Umgang mit Pornografie entwickeln. Hier geht es zunächst um einen Austausch von Normen und Werten.
Wir thematisieren dabei persönliche und rechtliche Grenzen beim Konsum von Pornografie und blicken gemeinsam mit den Teilnehmenden kritisch auf die Darstellung von Sexualität und geschlechtlichen Rollenbildern, über eventuelle Gewaltdarstellungen, die Bewertungen davon und sprechen über alternative Seiten und Darstellungsweisen.
PRÄVENTION VON HIV UND ANDEREN SEXUELL ÜBERTRAGBAREN INFEKTIONEN
Mehr Wissen über HIV/STI und Safer Sex bedeutet mehr Handlungsmöglichkeiten zum Schutz. Mit unseren Angeboten möchten wir also einen Beitrag dazu leisten, dass junge Menschen die Risiken von HIV/STI-Infektionen sowie Möglichkeiten zum Schutz kennen und dementsprechend handlungsfähig werden.
PRÄVENTION VON UNGEPLANTER ELTERNSCHAFT
Ähnlich wie bei dem Thema HIV/STI wollen wir zu Schwangerschaft und Elternschaft das Wissen um und verschiedene Handlungsmöglichkeiten zur Verhütung und Prävention von ungeplanter Schwangerschaft und Elternschaft vermitteln und aufzeigen. Dabei ist unser Ziel, dass junge Menschen über Verhütungsmethoden informiert werden und ihnen Hilfe und Unterstützungsmöglichkeiten im Falle von ungeplanten Schwangerschaften nennen, so dass sie dementsprechend handlungsfähig werden.
PRÄVENTION VON DISKRIMINIERUNG UND AUSGRENZUNG
Wie bereits weiter oben beschrieben wurde, sind mit HIV/STI viele Stereotype und Stigmata verbunden. Auch über das Thema HIV/STI hinaus werden im Zusammenhang mit Sexualität, safer Sex und Verhütung, sexueller Vielfalt, Schwangerschaft und Elternschaft, Beziehung und Liebe viele Stereotype deutlich, die wir mit unseren Angeboten abbauen möchten.
Unser Ziel ist es, einen Raum zu schaffen, in dem Klischees, Stereotype und diskriminierende Bilder von Sexualität, sexueller Gesundheit, sexueller Vielfalt, Liebe und Beziehung in ihrer Verschränkung reflektiert und dadurch abgebaut werden. Das bedeutet einerseits, bestimmte Mythen und diskriminierende Bilder zu hinterfragen und sie andererseits neu zu denken.
PRÄVENTION VON GRENZÜBERSCHREITUNGEN
Für uns bedeutet das Thematisieren von Sexualität auch das Thematisieren von Grenzen und möglichen Grenzverletzungen. Ziel unserer Angebote ist es, dass junge Menschen konsensuellen Sex von Grenzüberschreitungen und sexualisierter Gewalt unterscheiden können. Durch das Sensibilisieren für das Thema Grenzüberschreitungen wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass junge Menschen ein Verständnis von Grenzverletzungen entwickeln.
Außerdem sollen sich unsere Teilnehmenden befähigt fühlen, Grenzen zu benennen und handlungsfähig zu werden, Nein zu sagen und ein Nein zu akzeptieren sowie Grenzen zu setzen und Grenzen zu akzeptieren. Dazu thematisieren wir das Formulieren von eigenen Bedürfnissen oder besprechen beispielsweise Konzepte wie "Nur Ja heißt Ja". Es bieten sich auch Übungen zu Nähe und Distanz an, in denen mit Entfernung und Abstand gelernt werden kann, wo die persönlichen Grenzen liegen.
Wir thematisieren sexualisierte Gewalt und sind für unsere Teilnehmenden zu diesem Thema ansprechbar. Allerdings sind wir keine Präventionsfachkräfte für sexualisierte Gewalt und nutzen daher unsere Verweisungskompetenz zu Beratungsstellen, die bei diesem Anliegen eine professionelle Unterstützung anbieten können.
Wie zu Beginn beschrieben, besteht unser Netzwerk aus sexualpädagogischen Präventionsfachkräften, die Workshops, Gruppenangebote, Fortbildungen, Öffentlichkeitsaktionen und vieles mehr für unsere Zielgruppen anbieten. Diese Fachkräfte qualifizieren sich durch ein abgeschlossenes Studium im Bereich Pädagogik, Sozialer Arbeit, Psychologie, Erziehungswisseschaften, Sexualwissenschaften, eine sexualpädagogische Zusatzausbildung oder durch eine vergleichbare Qualifikation.
Da die Fachkräfte bei unterschiedlichen Trägern und Institutionen angestellt sind, unterscheiden sich die Schwerpunkte und Arbeitsweisen vor Ort. So gibt es Fachstellen, die das Thema Familie, Elternschaft und Schwangerschaft fokussieren, und wieder andere, die Substanzkonsum oder sexuelle Gesundheit in den Fokus ihrer Angebote stellen. Die unterschiedliche Gewichtung der Themen bedeutet auch eine unterschiedliche Gewichtung der Einsatzorte je nach Träger oder Einsatzstelle.
Unsere Trägervielfalt bedeutet darüber hinaus, dass wir mit vielfältigen Konzepten arbeiten und unsere Methoden auf die verschiedenen Adressat:innen abgestimmt werden. Ein Teil unserer Fachkräfte arbeitet mit der Unterstützung von Ehrenamtlichen. Durch die Fachkräfte vor Ort werden die Ehrenamtlichen zu unseren Themen und Arbeitsweisen geschult, um gemeinsam mit der ausgebildeten Fachkraft Angebote für unsere Zielgruppen durchführen zu können.
TRÄGERVIELFALT
Ein Alleinstellungsmerkmal unseres Netzwerks ist, dass die sexualpädagogischen Fachkräfte bei diversen Trägern angestellt sind. Die verschiedenen lokalen Träger in NRW sind bisher folgende: Aidshilfe, Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Diakonie und andere kirchliche Träger, Jugendrotkreuz/Deutsches Rotes Kreuz, pro familia, Öffentlicher Gesundheitsdienst, Drogenberatungsstellen, queere Jugendzentren und eine Beratungsstelle für junge Männer und trans* Menschen, die in der mannmännlichen und trans*identen Sexarbeit tätig sind.
ZUSAMMENARBEIT UND FACHLICHE WEITERENTWICKLUNG
Weil wir aus so vielen Trägern bestehen und dadurch verschiedene Schwerpunkte und Arbeitsweisen innehaben, tauschen wir uns regelmäßig miteinander aus und bilden uns gemeinsam weiter. Diese Weiterentwicklung findet in verschiedenen Gruppen und Arbeitskreisen auf kommunaler, Regierungsbezirks- und landesweiter Ebene statt.
HOMEPAGE YOUTHWORK NRW
Einen Überblick der Präventionsfachkräfte in ganz NRW gibt unsere Homepage. Neben den wichtigsten Informationen zu der Bedeutung und Geschichte des Netzwerkes, ist hier ein Verzeichnis der zuständigen Fachkräfte aufgeführt.
FACHLICHE GRUNDLAGEN
UNSERE ARBEIT BASIERT AUF FOLGENDEN FACHLICHEN GRUNDLAGEN:
- Landeskonzept zur Weiterentwicklung der HIV/AIDS Prävention in Nordrhein-Westfalen Schwerpunkt (2012)
- Grundsatzpapier der Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW: Sexualpädagogik als Grundlage einer zukunftsorientierten HIV-Prävention in Nordrhein-Westfalen (2015)
- Rahmenvereinbarung zwischen Land NRW und den Spitzenverbänden der Kommunen und der freien Wohlfahrt über Grundsätze zur Ausgestaltung und Weiterentwicklung von Präventions- und Hilfemaßnahmen im Sucht- und AIDS-Bereich im Rahmen der Kommunalisierung (2015)
- Runderlass des Kultusministeriums Nordrhein-Westfalen zu „HIV/AIDS-Aufklärung in den Schulen“ (2012)
- Richtlinien für die Sexualerziehung in Nordrhein-Westfalen (1999)
- Rahmenkonzept zur Sexualaufklärung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2019)
- Sexualaufklärung von Menschen mit Beeinträchtigungen, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2015)
- WHO Standards für die Sexualaufklärung in Europa (2011)
- Statement zur sexuellen Vielfalt und sexualpädagogischen Professionalität der Gesellschaft für Sexualpädagogik (gsp) (2014)
- Verbandsinterne Veröffentlichungen (Auch innerhalb der unterschiedlichen Träger gibt es Veröffentlichungen im Bereich Sexualpädagogik mit dem Schwerpunkt HIV/STI Prävention, die für die jeweiligen Fachkräfte in ihrer Praxis von Bedeutung sind. Durch die überregionale Vernetzung sind diese Veröffentlichungen auch trägerübergreifend nutzbar. Als Beispiel können hier die Grundlagen zu Youthwork der Deutschen Aidshilfe oder sexualpädagogische Materialien von pro familia wie "Sexualpädagogik die ankommt" als Grundlagen angeführt werden.
- Schulungen zu sexualpädagogischen und medizinischen Grundkenntnissen und Diskursen (Neben der jeweiligen Ausbildung erlangen unsere Fachkräfte die für die sexualpädagogische Arbeit wichtigen Kompetenzen und das erforderliche Fachwissen durch Fortbildungen. Viele unserer Träger bieten eigene Fortbildungen oder Fachvorträge an, die sowohl sexualpädagogische als auch medizinische Grundlagen beinhalten. (Beispiele für regelmäßig stattfindende Fortbildungen: Medizinische Rundreise, Basisschulungen Youthwork der Deutschen Aidshilfe, Sexualpädagogische Grundlagen: Fortbildung für Multiplikator:innen der AWO Fachstelle Jugendarbeit und Sexualpädagogik, Unterbezirk Münsterland-Recklinghausen, Grundlagen sexualpädagogischer Arbeit von pro familia, Fachtagung Youthwork NRW))
JUNGE MENSCHEN
Junge Menschen sind eine wichtige Zielgruppe für die sexualpädagogische HIV/STI-Prävention, da sie am Beginn ihrer sexuellen Aktivität stehen. Unsere Angebote richten sich daher an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von 10 bis 27 Jahren. Unsere Themen und Methoden richten wir dabei nach den unterschiedlichen Altersgruppen aus.
Die Vielfalt unserer Adressat:innen wird durch die Aufzählung unserer Einsatzorte unter WO ARBEITEN WIR? verdeutlicht.
FACHKRÄFTE UND MULTIPLIKATOR:INNEN
Wir bieten unsere Expertise für Fachkräfte und Lehrer:innen in Schulen oder anderen Einrichtungen der Jugendhilfe sowie in Einrichtungen für junge Erwachsene an. In Form von Fachvorträgen oder Workshops stellen wir unser Wissen bereit, diskutieren unterschiedliche Themen und beraten zu verschiedenen Fragestellungen.
ELTERN UND ANDERE SORGEBERECHTIGTE
Auch für Eltern und andere Sorgeberechtigte bieten wir Beratungen und Informationsveranstaltungen an. So können beispielsweise bei Elternabenden Fragen und Unsicherheiten zu unserem Angebot besprochen werden.
Um einen Einblick in unsere Arbeit und Zielgruppen zu bekommen, haben wir aufgelistet, an welchen Orten und in welchen Einrichtungsformen unsere Fachkräfte in ganz Nordrhein-Westfalen Veranstaltungen anbieten. Nicht alle Fachkräfte bieten an jedem der aufgelisteten Orte Veranstaltungen an. Welche Fachkraft an welchen Orten Veranstaltungen anbietet, ist bei einer individuellen Kontaktaufnahme erfahrbar.
Generell wünschen wir uns für junge Menschen zwischen 10 und 27 Jahren ansprechbar zu sein. Deshalb freuen wir uns immer über Anfragen und Kooperationsangebote aus Einrichtungen, auch wenn sie in dieser Liste nicht aufgeführt sind.
ÜBERBLICK ÜBER DIE EINSATZORTE VON YOUTHWORK NRW
(Nicht alles wird in jeder Kommune angeboten. Mehr Informationen dazu auf unserer Homepage)
Der größte Anteil unserer Fachkräfte führt einmalige, mehrstündige Workshtops in Schulen durch. Es werden dabei folgende Schulformen erreicht:
- Gesamtschulen
- Hauptschulen
- Realschulen
- Gymnasien
- Sekundarschulen
- Berufsschulen
- Förderschulen
Unsere Angebote für Multiplikator:innen und Fachkräfte bieten wir beispielsweise an folgendenEinrichtungen an:
- Universitäten
- Jugendhilfeeinrichtungen
- (Queere) Jugendzentren
- Einrichtungen für Geflüchtete
- Schulen/Schulsozialarbeit
- Einrichtungen für Menschen mit Behinderung
- Kirchliche Einrichtungen
- Medizinische Einrichtungen
Darüber hinaus führen wir Veranstaltungen in folgenden außerschulischen Einrichtungen durch:
- Einrichtungen für geflüchtete Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene
- Wohnheime für junge Menschen mit Behinderungen
- Wohngruppen von Jugendhilfeeinrichtungen
- Jugendzentren, queere Jugendzentren und Jugendgruppen
- Werkstätten für junge Menschen mit Behinderungen
- Jugendarrestanstalten
- Gruppenangebote für private Vereine wie zum Beispiel Sportvereine
- Offene Kinder- und Jugendhilfe
Aufgrund der vielfältigen Träger und Einsatzorte bieten unsere Fachkräfte sehr unterschiedliche Angebote und Methoden an. Dadurch unterscheiden sich die Arbeitsweisen in vielen Punkten voneinander. Trotzdem gibt es folgende grundsätzliche Arbeitsweisen, die alle Fachkräfte teilen:
- Alle Fachkräfte und ehrenamtlichen Mitarbeitenden stimmen der Einsichtnahme in einen Auzug des erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses durch die zuständigen Vorgesetzten zu. Schutzkonzepte zu sexualisierter Gewalt werden von den jeweiligen Trägern erarbeitet und bereitgestellt.
- Die Teilnahme und die Mitarbeit an unseren Angeboten sind freiwillig.
- Wir führen unsere Angebote ohne Eltern, andere Sorgeberechtigte oder Lehrpersonal durch. Damit schaffen wir einen Raum, in dem junge Menschen ohne Angst vor deren Bewertungen oder Sanktionen sprechen können. Ausnahmen sind Assistent:innen zur Unterstützung von Teilnehmenden.
- Wir wenden unsere Methoden altersentsprechend an. Auch die Auswahl der Themen und wie wir über sie sprechen, passen wir dem Alter der jeweiligen Gruppe an.
- Wir geben keine Bewertungen der Teilnehmenden an Sorgeberechtigte, Lehrpersonal oder Gruppenleitung ab. Im schulischen Kontext sind allgemeine Feedbackgespräche mit dem Lehrpersonal üblich. Diese geben allerdings keine Auskunft über konkrete Aussagen der Teilnehmenden.
- In unseren Angeboten einigen wir uns mit allen Teilnehmenden auf bestimmte Regeln, die unter anderem miteinschließen, dass wir respektvoll miteinander umgehen.
ANGEBOTE
Durch die Trägervielfalt unseres Netzwerks ergeben sich dementsprechend vielfältige Angebote. Wir haben hier einige Beispiele aus dem gesamten Netzwerk zusammengefasst. Diese Liste ist also ein Überblick zu möglichen Angeboten unserer Fachkräfte mit dem Verweis, dass diese Angebote nicht überall durchgeführt werden. Wenn Sie wissen möchten, welche Angebote in ihrer Kommune angeboten werden, besuchen Sie unsere Homepage oder kontaktieren die lokalen Youthworker:innen.
BEISPIELE UNSERER ANGEBOTE:
Angebote für junge Menschen
- Workshops in Schulklassen von Klasse 6–13
- Jugendsprechstunden, individuelle Beratung
- Spezifische Angebote für Mädchen* und Jungen*
- Ehrenamtliche Peer-to-Peer-Projekte mit dem Schwerpunkt sexuelle Gesundheit und Diversity
- Filmabende zu verschiedenen Themen wie beispielsweise queere Sexualität, HIV/Aids, Liebe und Beziehungen
- Talk Runden zu spezifischen Themen (Safer Sex 3.0, digitale Sexualität wie z. B. Sexting und Online-Dating)
- Themenspezifische Workshops auf Wunsch der Teilnehmenden. Beispielthemen aus der offenen queeren Jugendarbeit: Drag Queen/Drag King und Körperwahrnehmung
- "Liebesparcours" – mit verschiedenen Lernstationen, zum Beispiel: 1. Sex Quiz – Informationen zu den Themen Körper, Liebe, Lust und Sexualität, 2. HIV/AIDS/STI – Übertragungswege von HIV und Schutzmöglichkeiten, 3. Sexuelle Vielfalt – Sexuelle Orientierung & Identität, 4. Voll Latex – Kondomanwendung, 5. Action und 6. Verhütung – Stimmt oder Stimmt nicht?
- Sexualpädagogische Stadtrallye (Kennenlernen von unterschiedlichen sexualpädagogischen Beratungsstellen einer Stadt)
- Mitmachaktionen bei verschiedenen Aktionstagen an Schulen oder Einrichtungen der offenen Jugendarbeit. Zum Beispiel Mädchen*- und Jungen*-Aktionstage, Welt-Aids-Tag
Angebote für Eltern und andere Sorgeberechtigte
- Individuelle Beratung für Elternund andere Sorgeberechtigte
- Elternabende an diversen Schulformenzur "Aufklärung über Aufklärung"
- Angebote für Multiplikator:innen
- Individuelle Beratung für Lehrpersonalund weiteres Fachpersona
- Einführungen und Weiterbildungsworkshops für Ehrenamtliche
Angebote/Infoveranstaltungen in der offenen Jugendarbeit
- Interaktive Infostände beispielsweise zum Welt-Aids-Tag an Schulen und auf Kongressen, Pride-Demonstrationen, Jugendhilfetagen etc.
- Fachvorträge
- Infostände bei Jugendaktionstagen, Partys, Events oder anderen Veranstaltungen für junge Menschen
- Fortbildungen und Fachvorträge für Lehrer:innen, Fachkräfte, Eltern und andere Sorgeberechtigte zu Themen wie Sexting, Schwangerschaft, Methoden, Kommunikation, Sprache und Sexualität, medizinisches Updates zu HIV/STI
METHODEN UND KONZEPTE
Wir nutzen vielfältige Methoden, die zu unseren jeweiligen Schwerpunkten, Einsatzorten, den zugehörigen Zielgruppen und zu uns persönlich passen. Uns ist wichtig, dass unsere Methoden nicht eintönig sind, sondern verschiedene Sinne ansprechen. Denn Lernen funktioniert mit Kopf, Herz, Hand und Bauch.
Unsere Methoden stellen wir aus verschiedenen Sammlungen zusammen. Hierfür nutzen wir das Material aus dem Methodenfinder der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, nutzen Materialien von sexualpädagogischen Weiterbildungen, Veröffentlichungen und nutzen Sammlungen aus der Antidiskriminierungsarbeit und politischen Bildung.
Auch Methoden und Konzepte aus der Theater- und Tanzpädagogik kommen zum Einsatz. Darüber hinaus werden wir auch selbst kreativ und entwickeln eigene Methoden.
ARBEIT IN KLEINGRUPPEN
Wir arbeiten mehrheitlich mit dem Konzept von Kleingruppen. In diesen Gruppen kann im geschützteren Rahmen gesprochen und sich mit Personen über Unsicherheiten oder Interessen ausgetauscht werden, die ähnliche Erfahrungen machen oder zu denen ein hohes Vertrauen besteht.
Wir teilen die Teilnehmenden dazu in Gruppen ein, denen sie sich selbst zuordnen können. Das können Mädchen*gruppen, Jungen*gruppen oder selbstgewählte, geschlechtsunspezifische Gruppen sein. Denn nicht immer sind die Optionen Mädchen* und Junge* für alle Teilnehmenden passend oder von Bedeutung.
ARBEIT MIT GEGENSTÄNDEN UND MODELLEN VON ORGANEN UND KÖRPERTEILEN
Ein Beispiel dafür, wie verschiedene Sinne angesprochen werden können, ist das Arbeiten mit Gegenständen und Modellen. Eine thematische Einstiegsmethode ist beispielsweise der "Material-Beutel". In diesem Beutel bringen wir ganz unterschiedliche Gegenstände mit, die die Teilnehmenden erklären wie z. B.: Kondom, Regenbogenfahne, Diaphragma, die Pille, Aidsschleife sowie Flyer von Beratungsstellen und vieles mehr.
Um mit unseren Teilnehmenden über Anatomie, Entwicklungsschritte und körperliche Veränderungen in der Pubertät zu sprechen, nutzen wir in unseren Workshop häufig verschiedene Modelle von Körperteilen und Organen zur Visualisierung. Neben Modellen von Penis, Vulva und Vagina stellen wir auch Modelle einzelner Körperteile wie beispielsweise die Klitoris, Hoden, Prostata oder den Uterus zur Verfügung. Sowohl die Gegenstände als auch die Modelle können die Teilnehmenden sehen und anfassen.
Eine zukunftsorientierte Sexualpädagogik bedeutet für uns, aktuelle Herausforderungen wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Damit wir also auch in Zukunft einen Beitrag zu der Entwicklung einer selbstbestimmten Sexualität leisten können, wollen wir unser Netzwerk und unsere Arbeit kontinuierlich weiterentwickeln. Wir wollen dabei keine Fachkräfte in neuen Bereichen werden, sondern unsere bestehende Expertise ausbauen. Im Folgenden haben wir unsere Zukunftsvisionen von Youthwork NRW zusammengefasst.
MATERIALIEN FÜR JUNGE MENSCHEN ENTWICKELN
Um unsere Haltung und Botschaften auch außerhalb unserer Angebote verfügbar zu machen, ist es uns wichtig, noch mehr Materialien zu schaffen, die unsere verschiedenen Zielgruppen direkt adressieren. Das kann beispielsweise ein Heft oder Flyer zum Thema Penisgrößen, Hymen oder Kondome sein oder eine Kampagne zu einem dieser Themen in Form einer App, eines Spiels oder etwas ganz anderes.
NACHHALTIGE KONZEPTE FÖRDERN, FORMATE WEITERENTWICKELN
Die Entwicklung der eigenen sexuellen Identität ist ein komplexer Prozess, der sich über das gesamte Lebensalter erstreckt. Deswegen wünschen wir uns, unsere Angebote so zu gestalten, dass sie mehr Zeit und Raum für die Anliegen der jungen Menschen bieten und Formen des Austausches über einen längeren Zeitraum möglich werden.
Ein Beispiel hierfür wäre, Schulklassen von Klasse 6 bis zur Abschlussklasse kontinuierlich zu begleiten.
Zudem wollen wir mit den verschiedenen Institutionen, die mit jungen Menschen arbeiten, in den Austausch treten, wie sie die Entwicklung einer selbstbestimmten Sexualität junger Menschen in ihren Einrichtungen langfristig begleiten und unterstützen können.
PARTIZIPATION STÄRKEN
Damit wir auch in Zukunft die Lebenswelt von jungen Menschen abbilden können, wollen wir ihre Perspektiven auf unsere Themen in unsere Konzepte aufnehmen und sie stärker in die Gestaltung unserer Angebote einbeziehen. Das bedeutet einerseits neue Felder zu betreten, und andererseits die gewohnten Formate und Inhalte weiterzuentwickeln.
SEXUELLE BILDUNG INTERSEKTIONAL UND INKLUSIVER GESTALTEN
Junge Mensch bringen unzählige eigene Geschichten und Erfahrungen zu den Themen sexuelle Gesundheit, Sexualität, Safer Sex, Schwangerschaft und Elternschaft, Safer Sex und Verhütung, sexuelle Vielfalt sowie Liebe und Beziehung mit. Damit wir diesen Geschichten gerecht werden können, möchten wir uns weiterhin kritisch reflektieren und unser Netzwerk so ausrichten, dass sich alle jungen Menschen in unseren Angeboten wiederfinden und aufgehoben fühlen können.
Das heißt für uns sowohl diskriminierungssensibel auf Methoden, Konzepte, Materialien und unsere verwendete Sprache zu blicken, als auch verschiedene Diskriminierungsformen und Identitäten zusammen zu denken (intersektional) anstatt sie nebeneinander zu verorten.
ES GIBT MEHR ALS ZWEI GESCHLECHTER
Wir wünschen uns für die Zukunft, dass sich trans*, inter* und nicht-binäre junge Menschen in unseren Angeboten mehr wiederfinden. Denn so unterschiedlich wie Körper sind, so verschieden sind auch die Bedarfe in Bezug auf unsere Themen, insbesondere zum Thema sexuelle Gesundheit. Deshalb wollen wir die Lebensrealitäten von trans*, inter* und nicht-binären Menschen in unsere Konzepte und Methoden stärker einarbeiten.
Das kann zum Beispiel das Etablieren einer Pronomen-Runde oder das Sprechen über Möglichkeiten sowie Herausforderungen für inter* und trans* Personen in Bezug auf Elternschaft, sexuelle Gesundheit und Sexualität bedeuten. Für uns heißt das, unser Wissen in diesen Bereichen in der Zukunft zu erweitern.
SEXUELLE BILDUNG – KEIN RAUM FÜR RASSISMUS
Die lange und schmerzhafte Tradition von Rassismus und Kolonialisierung haben in der Darstellung von Sexualität diskriminierende Bilder hinterlassen, mit denen junge Menschen auch in der Gegenwart häufig konfrontiert werden. Zudem sind die Lebensrealitäten von jungen Schwarzen sowie indigenen Menschen und People of Color (BIPoC) in der sexuellen Bildung häufig unterrepräsentiert.
(Für Schwarze und indigene Menschen sowie People of Color wird das Kürzel BIPoC verwendet (Black, Indigenous und People of Color).
Wir wünschen uns mehr Sichtbarkeit von BIPoC-Perspektiven in der sexuellen Bildung. Das bedeutet für uns als Netzwerk, unsere Rolle als Fachkraft sowie unsere Methoden kontinuierlich rassismuskritisch zu reflektieren und die Perspektiven von jungen BIPoC stärker in unsere Konzepte einzuarbeiten.
Zudem bedeutet es, rassistische Sprache sowie Stereotype zu erkennen und uns weiterhin solidarisch zu positionieren. Denn wir wünschen uns, dass selbstbestimmte Sexualität frei von rassistischen Bildern und Stereotypen entwickelt werden kann.
MENSCHEN MIT BEHINDERUNG HABEN SEX – SELBSTBESTIMMTE SEXUALITÄT FÜR ALLE
Wir möchten unsere bereits bestehenden sexualpädagogischen Angebote für junge Menschen mit kognitiven und körperlichen Behinderungen erweitern und unser Wissen sowie unsere Materialen ausbauen. Konkret kann das bedeuten, unsere Angebote und Materialien zusätzlich in Gebärdensprache oder Leichter Sprache anzubieten und eine Positionierung zum Thema Sexualassistenz zu entwickeln, um unsere Zielgruppen hierzu gegebenenfalls beraten zu können.
Wir wünschen uns darüber hinaus, mehr Fachpersonal für sexuelle Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung durch Multiplikator:innenschulungen und Vorträgen zu sensibilisieren. Wir wollen deutlich machen, dass Sexualität von jungen Menschen mit Behinderung nicht fremdbestimmt und tabuisiert werden darf, sondern selbstbestimmt und lustfreundlich gestaltet werden soll.
KONSENSUELLE SEXUALITÄT STÄRKEN
Wir wünschen uns, dass wir bei der Thematisierung von eigenen Bedürfnissen und Grenzen zukünftig über das Üben von "Nein heißt Nein" hinaus arbeiten und unser Know-How in diesem Bereich mehr ausbauen können.
Wir sind keine ausgebildeten Fachkräfte für sexualisierte Gewalt, wünschen uns aber, auch in Zukunft bei diesem Thema für unsere Teilnehmenden ansprechbar zu sein. Aus diesem Grund braucht es mehr Vernetzung mit Expert:innen zu den Themen sexualisierte Gewalt, Konsens und Grenzen, um unsere Konzepte hier auszubauen.
SUBSTANZKONSUM UND SEXUALITÄT GEMEINSAM BETRACHTEN
Wenn wir mit jungen Menschen über das Entdecken und Aushandeln eigener Grenzen sprechen, spielt auch das Thema Substanzkonsum eine Rolle. Alkoholkonsum und Erfahrungen mit illegalen Substanzen (wie z. B. Cannabis, MDMA, Ketamin) können das Wahrnehmen und Setzen eigener Grenzen sowie die individuelle Handlungsfähigkeit beeinflussen.
Wir wünschen uns, dass unsere sexualpädagogischen Ansätze die Themen Sexualität und Rausch zukünftig stärker miteinander verbinden und eine größere Rolle in der fachlichen Weiterentwicklung innerhalb des Netzwerkes einnehmen.
GEMEINSAM STARK SEIN – GUT VERNETZT UND HANDLUNGSFÄHIG
Wir wünschen uns für die Zukunft ein großes sexualpädagogisches Netzwerk, das mit verschiedenen Kooperationspartner:innen aktuellen Herausforderung begegnet und gemeinsam Lösungen erarbeitet. Außerdem wünschen wir uns, dass wir als Netzwerk und mit Kooperationspartner:innen Wissen und Ressourcen miteinander teilen. Das kann in gemeinsamen Positionspapieren, Aktionen oder Kampagnen zum Ausdruck gebracht werden.
WEITERENTWICKLUNG - KRITISCHES FEEDBACK ERWÜNSCHT
Wir verstehen uns als ein lernendes Netzwerk. Das bedeutet, dass wir unsere Konzepte, Methoden und Haltungen weiterentwickeln und sie kontinuierlich reflektieren. Aus diesem Grund wünschen wir uns, innerhalb der verschiedenen Kooperationen, Netzwerke und Angebote Feedback zu unserer Arbeit zu erhalten, um uns dadurch weiterentwickeln zu können.
Diese Broschüre hätte ohne die Unterstützung und Beratung zahlreicher Personen und Gruppen nicht umgesetzt werden können. Aus diesem Grund möchten wir uns ganz herzlich bedanken bei:
- allen Youthworker:innen und dem Sprecher:innenkreis Youthwork NRW, die in den vergangenen zwei Jahren intensiv an dem Projektprozess beteiligt waren und ihre Perspektiven und Ideen in die Gestaltung dieser Broschüreeingebracht haben
- den beiden Steuerungsgruppen des Projektes für die Lenkung und Mitgestaltung der Broschüre: Steuerungsgruppe A, bestehend aus Vertreter:innen des Netzwerkes Youthwork NRW |Steuerungsgruppe B, bestehend aus den fachlich zuständigen Ansprechpartner:innen für das Thema "Sexualpädagogik mit dem Schwerpunkt HIV/STI" bei folgenden Trägerverbänden: Aidshilfe NRW e. V. • AWO Bezirksverband Niederrhein e. V. • Diakonisches Werk Rheinland-Westfalen-Lippe e. V. • Diözesan Caritasverband für das Erzbistum Köln e. V. • Jugendrotkreuz Landesverband Nordrhein e. V. • Landkreistag NRW • pro familia Landesverband NRW e. V. • Städtetag NRW • Städte- und Gemeindebund NRW • Verband der AIDS-KoordinatorInnen NRW e. V.
- den Teilnehmer:innen des Werkstattgesprächs für die fachliche Beratung der inhaltlichen Ausgestaltung der Broschüre – vielen Dank an: Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NRW • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung • Landesarbeitsgemeinschaft Mädchen*arbeit NRW • Landesjugendring NRW • Landeskoordination Inter* NRW • Landeskoordination Trans* NRW • Landesschüler*innenvertretung NRW • Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen • projekt.kollektiv des Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit in NRW • SCHLAU NRW • Zentrum für selbstbestimmtes Leben Köln e. V.
- dem Projekt Q_munity der Fachstelle Queere Jugend NRW und der Fachstelle #MehrAlsQueer für die individuelle fachliche Beratung
- PAOMI für die Bereitstellung der Bilder ihrer Aufklärungsmodelle
- dem Kollegium des Queeren Netzwerks NRW e. V. für die stets offenen Türen und kollegiale Beratung zwischendurch
- sowie dem Kollegium der Aidshilfe NRW für Beratung, Korrektur und Unterstützung in Dauerschleife!
Lenny Streit
Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW
Projekt Sexualpädagogik HIV/STI Prävention NRW