Christopher Street Day 2017 in Köln
10. Juli 2017 - Gestern ist der Christopher Street Day in Köln zu Ende gegangen. Ein Höhepunkt des gestrigen Tages war die Parade mit rund 30.000 Teilnehmenden und schätzungsweise einer knappen Million Zuschauenden.
Für Prävention und gegen Diskriminierung
Mit dabei waren unter anderem die Homolobby von Herzenslust mit dem Slogan "Wir schaffen das!" und Positihiv Handeln unter dem Motto "Du hast die Wahl!", die die Botschaften zur Prävention und zum Thema Diskriminierung auf die Straße brachten.
Gleichberechtigung ist eine Frage der Gerechtigkeit
Dass noch viel zu tun bleibt, machte am vergangenen Freitag auch Arne Kayser auf dem CSD-Empfang des Schwulen Netzwerks NRW und der Aidshilfe NRW deutlich: Ärgerlich fand Kayser zum Beispiel den politischen Diskurs um die "Ehe für alle". So sei im Vorfeld der Abstimmung von "Gewissensentscheidung" und "Liberalität" die Rede gewesen, als wäre die Gleichberechtigung eine politische Verhandlungsmasse und nicht eine Frage der Gerechtigkeit. "Um gleiche Rechte sollte niemand betteln müssen, sondern sie selbstbewusst fordern. Und jetzt muss sich auch niemand dafür bedanken", so Kayser.
Berührende Würdigung des Engagements von Manfred Bruns
Unvergessen wird die Dankesrede des ehemaligen Bundesanwaltes und Mitgliedes der Enquete-Kommission "Gefahren von AIDS und wirksame Wege zu ihrer Eindämmung", Manfred Bruns, bleiben. Ihm wurde auf dem Empfang für sein einzigartiges ehrenamtliches Engagement für die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare sowie für seinen Beitrag zur Abschaffung des §175 StGB die Kompassnadel des Schwulen Netzwerks verliehen.
Der heute 83-Jährige machte anhand seines Lebens deutlich, welch weiten Weg die Bundesrepublik seit ihrer Gründung zurückgelegt hat: Nach dem öffentlichen Coming out von Manfred Bruns im Jahr 1985 beispielsweise ließ der Bundesjustizminister prüfen, ob gegen ihn ein Disziplinarverfahren durchgeführt werden muss. Heute seien in den höchsten politischen Ämtern Lesben und Schwule, die sich offen zu ihrer sexuellen Orientierung und zu ihren gleichgeschlechtlichen Partnerinnen und Partnern bekennen, ohne dass das ihrer politischen Karriere Abbruch tue.
Trotz der Diskriminierungserfahrung ist er selbstbewusst geblieben und hat sich nach seiner Pensionierung mit Artikeln, Vorträgen, Gutachten und Klagen für die Rechte der Homosexuellen und von Menschen mit HIV eingesetzt. Unterwegs musste er manche Niederlage einstecken. Seinen Humor scheint er dabei nicht verloren zu haben. Gleich zu Beginn der Rede fasste er sein heutiges Lebensgefühl schmunzelnd so zusammen: "Ich bin ein glücklicher Mensch, weil ich schwul bin."
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