Überblick zu Syphilis in Deutschland 2023 und 2024
Im Epidemiologischen Bulletin 36/2025 wertet das RKI die aktuellen Daten zu Syphilis in Deutschland 2023 und 2024 aus: Im Jahr 2024 wurden in Deutschland 9.519 Syphilis-Fälle gemeldet, ein neuer Höchststand und ein Anstieg von 3,9% gegenüber 2023 mit 9.159 Fällen. Die bundesweite Inzidenz lag 2024 bei 11,2 Fällen pro 100.000 Einwohner, über dem Median der letzten fünf Jahre.
Syphilis wird durch das Bakterium Treponema pallidum verursacht, ist sexuell, durch Blut und intrauterin übertragbar und verläuft typischerweise in drei Stadien (Primär, Sekundär, Tertiär) mit dazwischenliegenden Latenzphasen. Die Erkrankung ist gut mit Antibiotika behandelbar, Reinfektionen sind möglich.
Für 74,6% der Fälle liegen Angaben zum Übertragungsweg vor. 82% davon entfielen auf sexuelle Kontakte zwischen Männern (MSM), 18% auf heterosexuelle Kontakte. Konnatale Syphilis, also die Übertragung von Mutter auf Kind, wird selten gemeldet (8 Fälle in 2024).
Die Auswertung der Daten für 2024 zeigt, dass der Anteil der Syphilis-Fälle bei MSM im Vergleich zu den Vorjahren leicht zurückging, nachdem in den Jahren vor der COVID-19-Pandemie stetige An-stiege zu beobachten waren. Die Zahl heterosexuell erworbener Infektionen hingegen nahm so-wohl bei Männern als auch bei Frauen 2023 und 2024 zu. Somit stagniert die Gesamtzahl der Syphi-lis-Infektionen bei MSM leicht, während heterosexuelle Übertragungen moderat ansteigen.
Die Syphilis-Inzidenz ist bei Männern mit 20,8 Fällen pro 100.000 deutlich höher als bei Frauen mit 1,7 Fällen, wobei der Anteil der Frauen leicht zunahm. Die am stärksten betroffene Altersgruppe bei Männern sind die 30- bis 39-Jährigen mit 42,8/100.000, gefolgt von 25-29 und 40-49 Jahren. Bei Frauen sind die höchsten Werte zwischen 20-39 Jahren zu finden. Ein wachsender Anteil der Fälle betrifft auch Personen mit diverser Geschlechtsangabe.
Die Inzidenz ist in Berlin (35,7) und Hamburg (30,3) am höchsten. Andere Städte mit hohen Werten sind Bremen, Köln, Frankfurt am Main, München und Stuttgart. Ländliche Regionen weisen geringe-re Inzidenzen auf, jedoch sind auch dort Fälle vorhanden. In Gesamt-NRW lag die Inzidenz 2024 leicht unter dem Bundesdurchschnitt, wobei innerhalb NRWs starke regionale Unterschiede be-stehen.
Im Jahr 2024 entfielen 25,1% der Fälle auf das Primärstadium, 17,1% auf das Sekundärstadium, 1,5% auf das Tertiärstadium, 24% auf eine Frühlatenz (bis 12 Monate nach Infektion) und 2,1% auf eine Spätlatenz (>12 Monate). 27,5% der Fälle hatten eine unbekannte Latenzdauer. Leichte Verschiebungen im Anteil der Stadien zeigen, dass bei Männern vor allem bei MSM frühere Diagnosen erfolgen, während bei Frauen häufiger längere unerkannte Dauer auftritt.
Syphilis ist in Deutschland meldepflichtig. Die Meldungen erfolgen meist nichtnamlich, basierend auf Labordiagnosen und klinischer Stadieneinteilung. Die Zeit zwischen Infektionszeitpunkt und Diagnose ist bei MSM mit und ohne HIV-Diagnose kürzer als bei heterosexuellen Männern und Frauen. Das verbessert die Chance frühzeitiger Behandlung und Unterbrechung von Infektionsketten.
Syphilis ist gut mit Antibiotika behandelbar, eine schnelle Diagnose und Therapie sind entscheidend, um Folgeerkrankungen zu verhindern. Das Robert Koch-Institut empfiehlt daher niedrigschwellige Test- und Beratungsangebote, insbesondere für Risikogruppen wie MSM, Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern und Sexarbeitende. Regelmäßige Screenings, auch im Rahmen von HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP), werden empfohlen.
Ein disktutierter Faktor für die derzeitige Stagnation der Syphilis-Infektionen bei MSM ist der Einsatz der „Doxy-PEP“ und „Doxy-PrEP“. Mehr zur Doxy-PEP und Doxy-PrEP finden Sie unter aidshilfe.de, eine ausführliche Stellungnahme der Deutsche STI-Gesellschaft (DSTIG) finden Sie unter dstig.de.