Überblick zu Hepatitis B und C in Deutschland und NRW 2024
Das Robert-Koch-Institut hat im Epidemiologischen Bulletin 30/2025 die aktuelle epidemiologische Situation von Infektionen mit Hepatitis-B (HBV) und Hepatitis-C (HCV) in Deutschland im Jahr 2024 ausgewertet.
Deutschland hat sich 2016 dem WHO-Ziel angeschlossen, virale Hepatitis bis 2030 als Bedrohung der öffentlichen Gesundheit zu eliminieren. Obwohl die Prävalenzen von HBV und HCV in der Allgemeinbevölkerung in Deutschland niedrig sind, sind sie in bestimmten Gruppen, wie Menschen aus Hochprävalenzländern, injizierenden Drogengebrauchern und Migranten aus Hochprävalenzregionen, deutlich höher. Die WHO strebt bis 2030 eine deutliche Reduktion von Neuinfektionen, eine Steigerung der Diagnose- und Behandlungsraten sowie eine Verringerung der Hepatitis-assoziierten Todesfälle an, um das Ziel der Eliminierung zu erreichen. Deutschland unterstützt diese Zielsetzung mit modernen Therapien und Screening-Programmen, steht aber vor Herausforderungen bei der Diagnostik und Behandlung besonders betroffener Gruppen. Mehr zu diesem Thema und zum aktuellen Stand finden Sie beim HCV-Tracker.
HBV
Im Jahr 2024 entfielen von den gemeldeten HBV-Fällen 1.030 auf akute Infektionen, 10.061 auf chronische Infektionen und 11.035 waren ohne Angabe des Stadiums. Die akuten Infektionen verlaufen häufig asymptomatisch, bei Erwachsenen heilt ca. 90% spontan aus. Ca. 5-10% entwickeln eine chronische Infektion, die eine potenziell schwere Lebererkrankung verursachen kann. Die chronische HBV kann durch antivirale Medikamente kontrolliert, aber selten vollständig geheilt werden. Es gibt einen Impfstoff gegen HBV, der sehr wirksam ist und einen lebenslangen Schutz bieten kann
HCV
Von den 9.624 gemeldeten HCV-Fällen wurden 768 als akut und 3.338 als chronisch eingeordnet. Die akuten Verläufe sind meist asymptomatisch. Etwa 30% der Infizierten heilt das Virus spontan innerhlab der ersten 6 Monate aus. Der Rest entwickelt eine chronische Infektion, die langfristig zu Leberzirrhose und Karzinomen führen kann. Reinfektionen sind möglich. Seit Einführung der antiviralen Therapie mit Direct-acting Antivirals (DAAs) können über 95% der HCV-Infektionen geheilt werden, womit Spätfolgen sowie weitere Übertragungen vermindert werden.
HBV
Häufige Übertragungswege sind ungeschützter Geschlechtsverkehr, die gemeinsame Nutzung von Nadeln oder Spritzen bei i.v. Drogengebrauch, und die Übertragung von infizierten Müttern auf ihre Kinder während der Schwangerschaft oder Geburt. HBV kann auch durch Bluttransfusionen und den Gebrauch nicht steriler medizinischer Instrumente erfolgen. Nur bei etwa 3% der übermittelten HBV-Infektionen wurden Angaben zum wahrscheinlichen Übertragungsweg genannt.
HCV
Hauptübertragungsweg ist der intravenöse Drogenkonsum (61%), gefolgt von nosokomialen Infektionen (Bluttransfusionen – in D vor 1992, medizinische Eingriffe) (21%), Piercings oder Tattoos (5%), sexuelle Übertragung unter MSM (4%) und heterosexueller Kontakt (4%). Perinatale Übertragungen sind selten (0,3%).
HBV
Bei HBV liegt die höchste Inzidenz bei Männern im Alter von 40-49 Jahren mit 61 pro 100.000 Einwohner und bei Frauen im Alter von 40-49 Jahren mit 20 pro 100.000 Einwohner. Die Inzidenz bei Kindern unter 15 Jahren ist mit 0,4 pro 100.000 niedrig.
HCV
Bei HCV sind Männer zwischen 30 und 59 Jahren mit insgesamt 26,7 pro 100.000 am stärksten betroffen. Die Inzidenz bei Kindern unter 15 Jahren ist mit 0,3 ebenfalls gering. Frauen zeigen in einigen Altersgruppen leicht erhöhte Werte, zum Beispiel bei den 15-19-Jährigen.
HBV
Im Jahr 2024 lagen die Inzidenzen für Hepatitis B in den deutschen Bundesländern zwischen 11 in Sachsen und 73 in Hamburg. Die Bundesländer mit den niedrigsten HBV-Inzidenzen waren Sachsen, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg (unter 17/100.000). Die höchsten Inzidenzen wurden in den Stadtstaaten Hamburg (73) und Bremen (49) registriert.
HCV
Für Hepatitis C lag die bundesweite Inzidenz 2024 bei 11,4 Fällen pro 100.000 Einwohner. Die Werte variierten zwischen 5,8 in Sachsen und 24,6 in Bremen. Weitere Bundesländer mit hohen HCV-Inzidenzen waren das Saarland (19,9), Hamburg (17,7), Berlin (15,2), Schleswig-Holstein (13,2), Nordrhein-Westfalen (13,1) und Bayern (12,1).
In NRW
In NRW lag die Inzidenz für Hepatitis B im mittleren Bereich im Vergleich zu anderen Bundesländern, wobei regionale Unterschiede bestehen. Für Hepatitis C betrug die Inzidenz 13,1 Fälle pro 100.000 Einwohner und lag damit über dem bundesweiten Durchschnitt von 11,4. Die Fallzahlen variieren regional bedingt durch die unterschiedliche Verteilung der Risikogruppen, etwa durch Migration und i.V. Drogengebrauch. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, Präventions- und Behandlungsmaßnahmen in NRW zielgruppenspezifisch und regional angepasst umzusetzen, um den differenzierten Bedarf gerecht zu werden
Das Robert Koch-Institut empfiehlt die Hepatitis-B-Impfung als zentrale Prävention, besonders für Risikogruppen. Für Hepatitis C werden gezielte Test- und Behandlungsangebote für Personen mit hohem HCV-Risiko empfohlen. Moderne antivirale Therapien ermöglichen die Heilung der meisten HCV-Fälle. Das RKI legt Wert auf niedrigschwellige Angebote und Abbau von Barrieren, um die WHO-Ziele zur Eliminierung bis 2030 zu erreichen.