Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW

Studie zur mann-männlichen Sexarbeit in NRW

15. Mai 2017 - In der vergangenen Woche stellte die Aidshilfe NRW die Studie "Mann-männliche Sexarbeit in NRW 2015/2016. Studie zur Lebenslage von male*Escorts in Dortmund, Essen, Düsseldorf und Köln" vor.

125 male*Escorts beteiligten sich an einer face-to-face- bzw. Online-Fragebogenerhebung. 15 Menschen stellen sich darüber hinaus für ein Interview zur Verfügung.

Das Studiendesign, die Auswertung und der Bericht wurde von Elfriede Steffan und Christine Körner, unter Mitarbeit von Tzvetina Arsova Netzelmann, Dieter Oremus (Statistik) und Thomas Wilke, SPI Forschung gGmbH erstellt. Die Studie wurde im Auftrag der aidshilfe dortmund in Kooperation mit den AIDS-Hilfe in Essen und Düsseldorf sowie der Beratungsstelle Looks in Köln durchgeführt.


Unterschiedliche Lebenslagen mit unterschiedlichem Unterstützungsbedarf

Die erreichten male*Escorts waren Individuen in sehr unterschiedlichen Lebenslagen. Es gibt jedoch mindestens drei Gruppen mit unterschiedlicher Erreichbarkeit und unterschiedlichen Bedarfen an Beratung und Unterstützung:

  • Heterosexuell orientierte Migranten in prekären Lebensverhältnissen, überwiegend ohne Krankenversicherung und mit eher geringer Schulbildung
  • Personen mit multiplen gesundheitlichen und sozialen Belastungen, z.T. aus Kindheit und Jugend
  • Homo- und bisexuelle male*Escorts in eher gesicherten Lebensverhältnissen

Das Wissensniveau der Befragten zu HIV und STI ist seit 2008 sowohl in der Gruppe der über die Einrichtungen rekrutierten Befragten als auch in der Gruppe der Online-Befragten weiter angestiegen. Für die Gruppe der direkt über die Einrichtungen rekrutierten Befragten zeigt sich auch ein Zusammenhang zwischen ihrem Wissensniveau zu HIV/AIDS und den Angaben zu Kondomanwendung und Safer Sex.

In der Gruppe der über die Einrichtungen Rekrutierten nahm der Anteil der Kondomanwendenden und Safer-Sex-Praktizierenden zu. In der Gruppe der Online-Befragten stieg im Gegensatz dazu der Anteil der angegebenen Verhaltensweisen, die zumindest ein hohes Infektionsrisiko für STI beinhalten.


Bedarfsgerechter Ausbau von Angeboten notwendig

Die Forscherinnen empfehlen unter anderem:

  • Beförderung des bedarfsgerechten und strukturierten Ausbaus von Angeboten für mann-männliche Sexarbeiter
  • Einrichtungen kommunale/regionaler Runder Tische als Basis für evidenzbasierte Entscheidungen
  • Ansprechpartner*in mit Expertise auch in kleineren Kommunen mit geringer Szenegröße
  • Einrichtung eines geschützten Beratungsraums außerhalb der Szenetreffpunkte
  • Ganzheitlich orientierte soziale und psychosoziale Beratung inklusive des Angebotes einer längerfristigen individuellen Begleitung
  • Durchführung ärztlicher Angebote seitens der STI-Beratungsstellen der Gesundheitsämter in enger Vor-Ort-Kooperation mit Fachberatungsstellen
  • Qualifizierung von Mitarbeiter*innen anderer Beratungseinrichtungen und in der regionalen Netzwerkarbeit durch Fachberatungsstellen
  • Aufbau eines Internet-gestützten virtuellen Beratungsangebotes zur HIV- und STI-Prävention

Die Pressemeldung der Aidshilfe NRW zur Studie finden Sie unter nrw.aidshilfe.de.

Die Studie finden Sie unter neonlicht-dortmund.de.

 

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