Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW

Studie für und mit Menschen aus Subsahara startet in Rhein-Ruhr

28. Mai 2015 - Gestern erfolgte im Gesundheitsamt der Stadt Essen der Auftakt zur Studie über und mit in Deutschland lebenden Migrantinnen und Migranten aus dem mittleren und südlichen Afrika, kurz: MiSSA-Studie.

Dr. Rainer Kundt, Leiter des Gesundheitsamtes Essen, und Brigitte Menze, AIDS-Koordinatorin am Gesundheitsamt, begrüßten rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Auftaktveranstaltung, die sich über die Studie informieren wollten. Eingeladen waren Menschen aus afrikanischen Communities sowie Vertreterinnen und Vertreter der Freien Trägerschaft und der Gesundheitsämter der Studienstädte (siehe unten).


Beteiligung der Zielgruppe wird groß geschrieben

In fünf Städten an Rhein und Ruhr - Düsseldorf, Duisburg, Essen, Mühlheim und Oberhausen - wird das Robert Koch-Institut (RKI) unter der Beteiligung von sogenannten Peer-Researchers das Wissen, die Einstellungen und das Verhalten von Menschen aus Ländern südlich der Sahara bezüglich HIV, sexuell übertragbaren Infektionen (STI) und zu Hepatitiden (HEP) erforschen.

Peer Researchers sind für die Durchführung der Studie fortgebildete Mitglieder der Zielgruppe des Forschungsvorhabens.

Auch die Begleitung und Auswertung der Studie erfolgt unter der Beteiligung der Zielgruppe.


Studie will Forschungsstand verbessern und Netzwerke stärken

Carmen Koschollek, RKI, stellte die Ziele der Studie und bisherigen Ergebnisse aus den Studienstädten Hamburg und München vor. Die Studie will folgendes erreichen:

  • Deutschlandweite Erfassung des Verhaltens, das mit einem erhöhten Infektionsrisiko in Bezug auf HIV, Virushepatitiden (HEP) und sexuell übertragbaren Infektionen (STI) von in Deutschland lebenden Afrikanerinnen und Afrikaner assoziiert ist
  • Identifizierung der Präventionsbedürfnisse und -bedarfe in Bezug für die oben genannten Infektionen
  • Abschätzung der Inanspruchnahme des vorhandenen HIV/HEP/STI-Testangebotes
  • Sensibilisierung von Afrikanerinnen und Afrikaner für die Themen HIV/HEP/STI
  • Einbindung der afrikanischen Communities
  • Bildung von Netzwerken vor Ort

Informationen zu den bisherigen Ergebnissen finden Sie unter rki.de.

Die Daten werden per Fragebogen erhoben. Der Fragebogen kann selbst oder mithilfe eines Peer-Researchers ausgefüllt werden. Der Fragebogen für München, der nur noch kleine Veränderungen für den Bereich Rhein-Ruhr erfahren wird, finden Sie unter rki.de.


Datenschutz steht ganz oben

Adama Thorlie, die die Studie für das RKI vor Ort begleitet, stellte die Schulung der Peer Researcher vor. Am 19. und 20. Juni 2015 werden die Researcher zu

  • Studiendesign
  • Grundlagen zu HIV, HEP und STI
  • Forschungsethik
  • Datenschutz
  • Rekrutierung
  • Organisatorischen Abläufen

fortgebildet. 33 Peer Researchers haben sich für die Schulung beworben.

Danach startet die Rekrutierung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Studie; mindestens 650 Personen sollen bis Ende August befragt werden.


Chance für die Community

Zum Schluss betonte Pierre Kembo Mayamba, AIDS-Hilfe Essen, die Chancen, die die Studie biete. Das Tabu, mit dem HIV bei Afrikanerinnen und Afrikanern oft belegt ist, kann weiter aufgeweicht werden. Die Communities können durch die Studie einen besseren Zugang zu Angeboten der Beratung, Testung und Versorgung erhalten.

Menschen und Organisationen, die die Studie unterstützen wollen, wenden sich an den örtlichen Ansprechpartner für die Studie, Pierre Kembo Mayamba, AIDS-Hilfe Essen.


Migrantinnen und Migranten aus Subsahara-Afrika sind hinsichtlich der HIV-Übertragung eine in Deutschland epidemiologisch relevante Gruppe, die in den letzten Jahren 10-15 Prozent aller HIV-Erstdiagnosen stellten. Die Mehrheit der HIV-Infektionen erfolgte zwar in den Herkunftsländern; bis zu 33 Prozent der Infektionen sind aber erst in Deutschland erworben.

HIV-Diagnosen werden erst in einem späteren klinischen Stadium als bei anderen Personen in Deutschland gestellt. Aus Studien ist bekannt, dass auch die Prävalenzen von HEP/STI in einigen Herkunftsländern sehr hoch sind. Der Zugang zu und die Nutzung von Präventionsmaßnahmen und Gesundheitsdienstleistungen durch die in Deutschland lebenden Migrantinnen und Migranten aus Subsahara-Afrika sollte verbessert werden.


Wir wünschen viel Erfolg!

 

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