Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW

Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung der Gonorrhoe

31. Januar 2014 - Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften hat eine Leitlinie zum Thema "Gonorrhoe bei Erwachsenen und Adoleszenten" veröffentlicht.

Bisher existierte keine deutschsprachige Leitlinie zur Gonorrhoe. Die bestehenden internationalen Leitlinien zur Gonorrhoe-Therapie sind auf Deutschland nur eingeschränkt übertragbar. Zudem haben verschiedene internationale Leitlinien mit unterschiedlichen Dosierungsempfehlungen auf die sich entwickelnde Resistenzproblematik reagiert, sodass es notwendig erschien, Klarheit zu schaffen. 


Gonorrhoe und HIV

Die Autorinnen und Autoren unter Federführung der Deutschen STI-Gesellschaft weisen bezogen auf HIV unter anderem auf folgende Punkte hin:

  • In den Industrienationen findet ein Großteil der Infektionen unter Männern, die Sex mit Männern haben, (MSM) statt. Die urethrale Infektion des Mannes verursacht meist akute Symptome, die in der Regel zu frühzeitiger Behandlung führen, jedoch kann auch vor Auftreten von Symptomen eine Übertragung auf Sexualpartner erfolgen. Häufig bestehen gleichzeitig rektale und/oder pharyngeale Infektionen, die jedoch vielfach unerkannt bleiben. Dies auch deshalb, weil eine ausführliche Sexualanamnese und entsprechende Untersuchungen unterbleiben.
  • Aus einer Studie des Robert Koch-Instituts geht hervor, dass bei asymptomatischen MSM neben Chlamydien in nicht unerheblichem Umfang Gonokokken an verschiedenen Lokalisationen nachgewiesen werden können: 5.5% pharyngeal, 4.6% anal und 2% urethral.
  • Zusätzlich können floride (ausgeprägte) Infektionen mit N. gonorrhoeae (Neisseria gonorrhoeae = Bakterium, das die Gonorrhoe auslöst) die Empfänglichkeit für eine HIV-Infektion und ebenso deren Übertragungsrisiko erhöhen.
  • Screening: Screeningmaßnahmen auf Gonorrhoe sind bisher nicht vorgesehen. Für Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern, insbesondere für Männer mit sexuellen Kontakten zu Männern (MSM) wurde bereits seitens verschiedener Organisationen ein Screening auf sexuell übertragbare Infektionen einschließlich Gonorrhoe empfohlen, das allen in ärztlicher Behandlung befindlichen Personen angeboten werden sollte.
  • Als Indikation zur Untersuchung auf Gonokokken wird unter anderem benannt: "Als Bestandteil der STI-Diagnostik von Personen mit häufig wechselnden oder neuen SexualpartnerInnen mit erhöhtem Risiko für sexuell übertragbare Infektionen".

Man darf die Leitlinie wohl auch als Handlungsaufforderung an den Gemeinsamen Bundesausschuss lesen, Screenings für besonders betroffene Personengruppen in den Leis­tungs­ka­talog der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung aufzunehmen.


Die Leitlinie richtet sich an

  • Ärztinnen und Ärzte aus der ambulanten und stationären Versorgung, die an der Betreuung und Therapie von Personen mit sexuell übertragbaren Infektionen beteiligt sind
  • den Öffentlichen Gesundheitsdienst
  • psychosoziale Berufsgruppen, die in der STI-Versorgung arbeiten


Die Leitlinie "Gonorrhoe bei Erwachsenen und Adoleszenten" und weitere dazugehörige Dokumente finden Sie unter awmf.org.

 

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