Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW

Neue WHO-Empfehlungen zu Hepatitis C

Foto: Behandlungszimmer in einer Arztpraxis | hellfirez, photocase.de14. Juli 2022 - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im Rahmen des International Liver Congress 2022 neue Empfehlungen zur Testung und Behandlung von Hepatitis C vorgestellt. Die WHO empfiehlt in dem neuen Dokument eine radikale Vereinfachung des Versorgungspfades, um bestehende Barrieren beim Zugang zur Versorgung abzubauen.

HCV-Testung und –Behandlung sollen möglichst dezentral und niedrigschwellig zur Verfügung gestellt werden. Mögliche Setting sind die medizinische Grundversorgung, Angebote der Schadensminderung und der HIV-Prävention und Versorgung, sowie Haftanstalten. Statt Fachärzt*innen sollen zunehmend auch nicht-spezialisierte Mediziner*innen und Pflegekräfte mit einbezogen werden. Angebote sollen möglichst integriert und unter einem Dach stattfinden.


Vom Labor in die Einrichtung: Auch RNA-Tests sollten möglichst nah an der Zielgruppe angeboten werden

Eine weitere Empfehlung bezieht sich auf die Anwendung von „Point-of-Care“-RNA-Tests, insbesondere für vulnerable Gruppen wie drogengebrauchende Menschen. Hepatitis-C-Schnelltests können zwar auf eine aktive und behandlungsbedürftige Hepatitis-C-Infektion hinweisen, sind aber auch bei einer bereits ausgeheilten Infektion reaktiv. Bisher noch wenig bekannte RNA-Schnelltests, im Vergleich zu den üblichen RNA-Labortests, bieten eine Alternative, um ein unmittelbar aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten und eine nahtlose Anbindung an die Behandlung zu gewährleisten.

Eine große Hürde wiederum sind die Kosten für dieses Verfahren. Bereits angewendet wird es in der Drogenberatung Bielefeld, die unter ivd-toolkit.de von ihren Erfahrungen berichtet. Die Drogenberatung bietet einen Konsumraum, Beratungs- und Testmöglichkeiten und kann auch vor Ort behandeln. Selbst in diesem integrierten Setting geling nicht immer eine nahtlose Überleitung in die Therapie, mitbedingt auch durch Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie.


Von internationalen Zielvorgaben ist die Staatengemeinschaft noch weit entfernt

Die 2016 ausgerufene Global Health Sector Strategy on viral hepatitis 2016 – 2021 hat erstmalig das Ziel ausgerufen, Hepatitis als Bedrohung für die öffentliche Gesundheit bis 2030 zu eliminieren. Konkrete Zielvorgaben sind eine Testquote von 90 % und eine Behandlungsquote von 80 %. Trotz großer Fortschritte in einigen Staaten bestehen noch frappierende Lücken: Laut WHO lebten 2019 weltweit geschätzt 58 Millionen mit einer chronischen Hepatitis C. Von diesen waren nur 21 % diagnostiziert und 13 % behandelt. Die Global Health Sector Strategies on, respectively, HIV, viral hepatitis and sexually transmitted infections for the period 2022-2030 (GHSS) haben die Zielvorgaben erneut bekräftigt und erweitert.


Der Welt-Hepatitis-Tag bietet Anlass, mehr Awareness zu schaffen

Am 18. Juli 2022 findet der Welt-Hepatitis-Tag statt. Der von der World Hepatitis Alliance initiierte Aktionstag bietet Anlass, auf Risiken, Schutz- und Behandlungsmöglichkeiten von Hepatitis-Infektionen aufmerksam zu machen.

Weitere Informationen zu den neuen Empfehlungen der WHO finden Sie unter who.int.

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